Sommer-Drehwurz: aus dem Alpenvorland

Um die Sommer-Drehwurz und ihre Lebensräume zu erhalten, ist sachgemäße Pflege unabdingbar. Obendrein besiedelt sie im bayerischen und schwäbischen Alpenvorland einen eng begrenzten Lebensraum.

Die Arbeitskreise Heimische Orchideen der Bundesrepublik Deutschland haben die Sommer-Drehwurz [Spiranthes aestivalis] zur Orchidee des Jahres 2016 gewählt, um auf die besondere Gefährdung dieser unscheinbaren und sehr seltenen Art hinzuweisen.

Sommer-Drehwurz: aus dem Alpenvorland

Kennzeichnend für die Sommer-Drehwurz ist der wendelförmige mehr oder weniger gedrehte Blütenstand mit waagrechten, weißlichen, glockig röhrenförmigen schwach nach Hyazinthen duftenden spornlosen Blüten, die von Bienen bestaubt werden.

Die schlanken Pflanzen mit oft kurvig gebogenen Stängeln werden bis zu 30 Zentimeter hoch und haben schmal lanzettliche, aufrechtstehende Laubblätter.

Als zusätzliche Reproduktionsstrategie neben der Bienenbestäubung verfügt die Sommer-Drehwurz über die Möglichkeit, sich vegetativ durch Knollenteilung und darüber hinaus durch Bulbillen Bildung zu vermehren.

Sie tritt daher öfter truppweise auf und kann so in kurzer Zeit in regenerierten Flächen wieder große Populationen aufbauen.

Diese sind bei sachgemäßer Betreuung recht robust und überstehen auch längere Überschwemmungen des Wuchsortes selbst während der Blütezeit Mitte bis Ende Juli und Mitte August.

Äußerst allergisch reagiert die konkurrenzschwache Pflanze aber auf Brache durch unzureichende Pflege und auf Entwässerung.

Sie ist auf durch alljährliche Mahd und Entbuschung weitgehend optimierte Lebensräume angewiesen.

Lebensraum und Verbreitung

Die Sommer-Drehwurz besiedelt kurzrasige, kalkreiche Flach-, Ufer-, Verlandungs- und Hangquellmoore [auch über Tuff]. In den Naturräumen des Salzach-, Inn-, Chiemsee-, Ammer-Loisach- und Westallgäuer Hügellandes im voralpinen Moränengürtel bis in circa 900 Meter Höhe.

Sie bevorzugt Bestände des rostroten Kopfrieds [Schoenus ferrugineus] und ist gerne mit:

  • dem Torfglanzkraut [Liparis loeselii],
  • der Sumpfständelwurz [Epipactis palustris],
  • Traunsteiners Knabenkraut [Dactylorhiza traunsteineri] und
  • der Mücken Händelwurz [Gymnadenia conopsea s.l.]

…vergesellschaftet. Das Verbreitungsareal der überall seltenen, relativ unauffälligen Orchideenart ist auf das westliche und zentrale Mittelmeergebiet Mitteleuropas beschränkt.

Gefährdung und Schutz

In den 1960er und 1970er Jahren der Nachkriegszeit brachen die Bestände durch die Vernachlässigung der Lebensräume dramatisch ein.

Der AHO Bayern [Sektion Südbayern] erkannte die Problematik gerade noch rechtzeitig vor dem völligen Verlust und begann deshalb ab 1985 die Wuchsflächen im großen Stil aufzukaufen beziehungsweise anzupachten.

Mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Naturschutzbehörden und technischer Hilfe durch die Spezialgeräte der Landschaftspflegeverbände und Maschinenringe konnten die empfindlichen Areale weitgehend regeneriert werden.

Die Populationen haben zum Teil wieder Höchststände erreicht. So ist Südbayern weltweit zum Verbreitungsschwerpunkt für diese bedrohte Art geworden.

Dennoch hat die Sommer-Drehwurz in Bayern den Rote Listen Status 1 bis 2, gilt somit als stark gefährdet – sogar als vom Aussterben bedroht! [AHO, Foto]

 

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