Vögel kennenlernen und besser verstehen

Für fast alle Menschen sind Gartenvögel faszinierend und Vögel kennenlernen ist gar nicht schwer: Wo immer Gartenvögel, etwa Meisen oder Stieglitze, auf Böden, Simsen und Zäunen, im Gezweig oder Geäst auftauchen, ziehen sie den Blick auf sich.

Vögel kennenlernen

Die meisten Menschen finden es entspannend, den emsigen Tieren zuzusehen und sie bewundern, wie die Piepmätze durchs Leben fliegen.

Auch wer gerne durch die Fensterscheibe die gefiederten Gartengäste betrachtet, weiß noch längst nicht, wie deren Leben aussieht.

Es ist wie mit allem: Man sieht nur, was man weiß. Was man nicht weiß, das fällt denn auch bei ihrer Betrachtung üblicherweise nicht auf:

  • Hat die Heckenbraunelle einen dicken kräftigen Schnabel oder einen dünnen spitzen?
  • Ist sie demnach Körner- oder Insektenfresser?
  • Mit welchem Futter können wir sie in den Garten locken?
  • Um welche Morgenstunde startet die Amsel mit ihrem Gesang, wann Zilpzalp, wann Kohlmeise?
  • Um welche Zeit, nachmittags oder abends, ziehen sie sich zur Nachtruhe zurück – und wohin in Ihrem Garten?

Vögel und ihre Bedürfnisse besser kennen zu lernen, dazu hilft der Perspektivwechsel, die Lebenswirklichkeit einen beeindruckenden Moment lang einmal – so gut das eben gelingen mag – aus der Sicht eines Gartenvogels zu betrachten:

  • Wie genau leben Gartenvögel eigentlich in meinem Garten?
  • Was erwarten Vögel von meinem Garten und von mir?

Diese Fragen sind keinesfalls überzogen empathisch, sondern für interessierte Zeitgenossen die einzige Möglichkeit einer Annäherung, für die unser Bewusstsein mit unseren Sinnen beste Voraussetzungen hat!

Vögel verstehen

Wo wir mit unseren Gartensehnsüchten Beetstrukturen, Farbenspiel und Gestaltungsfeinheiten wahrnehmen, haben Gartenvögel einen anderen Blick.

Zaunkönig und Rotkehlchen

Wo wir nach einem Sitzplatz für das Abendessen auf der Terrasse Ausschau halten, schauen beispielsweise Zaunkönig und Rotkehlchen zuallererst, ob sich nicht ausreichend Laubstreu finden, in der sie nach Insekten und Krabbeltieren jagen können.

Wo wir über bequeme Hängematte und schickes Gartenhäuschen sinnieren, suchen Zaunkönig und Rotkehlchen bodennahes Dickicht aus Reisig und Gezweig, um hier katzensicheren Unterschlupf und womöglich Brutraum zu finden.

Garten schön aufgeräumt? Pech für Zaunkönig und Rotkehlchen! Wo wir den Vögeln guten Willens einfach Nistkästen aufhängen, schauen die umherfliegenden Wohnungssuchenden schon genauer hin.

Vögel sind wählerisch

So wie wir entsprechend unserer eigenen Bedürfnisse eine Dachwohnung von der im Parterre unterscheiden oder das Reihenhaus vom frei stehenden.

Vögel sind, wahlweise nicht nur mal Höhlenbrüter [wie Meisen, Stare], mal Halbhöhlenbrüter [wie Hausrotschwanz, Amsel].

Sie achten obendrein penibel auf Details: Wie groß genau ist das Einflugloch? Ist es nämlich zu groß, könnten sich ungewollte Besucher einschleichen.

Wie groß ist die „Wohnfläche„? Nur deren passendes Format ermöglicht den Tieren den guten Nestbau, entsprechend ihrer genetischen Programmierung.

Wie hoch befindet sich das Einflugloch der Nisthilfe über dem Nest? Auch das muss stimmen, sonst gelangt der Altvogel beim Füttern nicht geschwind genug an die Brut oder es kommt diese flügge, aber noch schwach, womöglich nicht aus dem Nest.

Kurz: Wer „seinen“ Vögeln im Garten Nisthilfen anbietet tut gut daran, dies differenziert nach Arten zu tun.

Vögel im Herbst neu kennenlernen

Im Herbst ändern Vögel vielfach ihre Verhaltensweisen: das Vögelkennenlernen beginnt also erfreulicherweise von vorn.

Vom Frühjahr an peinlich auf Abstand zu einander eingestellt und nicht selten bei Revierkämpfen darum bemüht, sich Wohnraum und Futterquellen zu sichern, werden viele Arten um diese Zeit geselliger und ziehen miteinander oftmals gleich schwarmweise ins Winterquartier.

Zugvögel im Schwarm

Dabei nutzen sie den so genannten Schwarmeffekt aus: Greifvögel etwa, tun sich schwer damit, direkt aus der sie verwirrenden Masse einzelne Tiere herauszugreifen, solange diese in der Gefiedertengemeinschaft Schutz

Strömungstechnisch betrachtet, fliegen die hinteren Reihen eines Zugvogelschwarms im Windschatten kräfteschonender als ihre Vordervögel:

Deswegen wird der erschöpfte Leitvogel einer Zugvogel-Reisegesellschaft alle paar Flugstunden durch einen anderen, kräftigeren ersetzt.

Vögel: unsere Daheimgebliebenen

Auch unsere Daheimgebliebenen haben ihre Art, sich auf Herbst und Winter einzurichten:

Nach der Kräfte zehrenden Zeit der Brutenaufzuchten im Frühjahr und Sommer, konzentrieren sie sich im Herbst wieder auf sich selbst und haben während der wenigen Stunden der kürzeren Tage eifrig damit zu tun, sich Kraftreserven für den Winter anzufressen.

Die Notwendigkeit Kraftreserven anzufressen gilt übrigens für beide, Zugvögel wie Standvögel, gleichermaßen, für Zugvögel nur früher im Herbst.

Immerhin legen heimische Singvögel beim Flug in den Süden leicht 15.000 Kilometer zurück – vergleichsweise die Jahres-Kilometerleistung eines durchschnittlichen Pkw-Fahrers.

Vögel: Futterstellen und Vogelfutter

Auch die Vögel sehen nur, was sie wissen! Legen Sie Winterfutterstellen für Gartenvögel daher früh im Herbst an: Die Vögel müssen ihre Futterstelle beim Umherstreifen im Garten frühzeitig erkennen und für sich als zuverlässige Nahrungsquelle erlernen.

Mit einer zur Saison passenden Futtervariante gelingt das leicht. Es sollte ganzjährig art- und vor allem schnabelgerechtem Mischfutter gefüttert werden, das energiereiche Komponenten enthält.

Zu den wichtigsten davon zählt die mit unbehandeltem tierischem Fett ummantelte, sehr weiche, zarte Haferflocke: Sie dient einem breiten Spektrum an Gartenvögeln als weithin liebste energiereiche Kost.

Viele ganze Getreidekörner im Futter, verschmähen zahlreiche Gartenvögel hingegen – die Körner müssen zartgewalzt sein.

Während der Brutsaison gibt’s, zusätzlich, mit Insekten angereichertes Aufbaufutter: fettreiche Futterflocken für die emsigen, energiebedürftigen Altvögel und nährstoffreiche Insekten für gesundes Wachstum der Jungen.

Vögel und ihre Bedürfnisse

Der Standpunktwechsel, das ist der Blick auf die Wohn- und Fütterungsverhältnisse im Garten aus Vogelperspektive, eröffnet dem Vogelbetrachter die Erkenntnis, was Gartenvögel tatsächlich benötigen.

Menschlich betrachtet geht es dabei nicht darum, ob jemandem das Auto, die Schuhe, die Klamotten in Blau, Rot oder Gelb besser gefallen.

Es geht darum, als Mensch die tatsächlichen Bedürfnisse der Vögel an ihr Lebensumfeld zumindest annähernd verstehen und möglichst treffsicher bedienen zu können. Nur dann wählen sie einen passenden Garten als ihren Lebens-Raum.

Vögel kennenlernen, kostet die “Mühe“, sich die Zeit zu nehmen, genauer hinzuschauen, vielleicht auch einmal, sich eingehender zu informieren.

Diese Zeit aber bedeutet für Menschen jedoch genau das, was ihnen die Freude an Gartenvögeln schenkt: sie in unmittelbarer Nähe zu haben! [Welzhofer, GTD Foto]

 

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