Gärtnerlatein oder: nomen est omen

Gärtnerlatein hilft auch heute, obwohl Englisch in der Wissenschaft immer wichtiger wird: Seit der Antike bis in die Frühe Neuzeit war dies die Sprache, in der sich europäische Gelehrte miteinander verständigten.

Diese lange Tradition prägte auch die bis heute geltende standardisierte Benennung von Pflanzen: im 17. Jahrhundert führte Carl von Linné das sogenannte binominale System ein, das auf der Kombination lateinischer Begriffe für Gattung und Art, ergänzt durch die Sorte basiert.

Heute sind die botanischen Namen für Hobbygärtner vor allem dann interessant, wenn sie Informationen über die Eigenschaften von Pflanzen enthalten. Dann wird das Gärtnerlatein plötzlich sehr lebendig:

  • Manchmal erfährt man etwas über die Blütenfarbe, die Größe oder die Wuchsform.
  • Andere Namen verraten das Herkunftsland, den Entdecker oder Züchter.

Gärtnerlatein oder: nomen est omen

Wer sich über seine Lateinlehrer beschwert, weil sich der Sinn mancher botanischer Pflanzennamen nicht sofort erschließt, ist etwas voreilig, denn das Gärtnerlatein folgt eigenen Regeln:

In der Botanik wird die antike Sprache nämlich nach einer ganz eigenen Logik verwendet und so sind Vorkenntnisse hilfreich, aber nicht unbedingt erforderlich.

  • Das Attribut floribundus oder floridus bedeutet zum Beispiel, dass ein Gehölz besonders reich blüht,
  • longiflorus beschreibt längliche Blüten,
  • tardiflorus weist auf einen späten Blütezeitpunkt hin.

Auch von den Merkmalen der Blätter erzählen manche Namen:

  • tenuifolius, bedeutet, sie sind schmal,
  • capillifolius, dass sie behaart sind, und
  • ligustrifolius, dass sie den Blättern von Liguster [Ligustrum] ähneln.

Farben: aurantiacus heißt orange

Viele Pflanzen werden nach der Eigenschaft benannt, die sie am deutlichsten von anderen unterscheidet. Eine auffällige Farbgebung findet sich daher oft auch im Namen wieder.

Die Amerikanische Roteiche etwa bildet rotbraune Triebe und auch die Herbsfärbung ihrer Blätter kann intensiv scharlachrot ausfallen. Sowohl in der deutschsprachigen Bezeichnung, als auch in dem botanischen Namen Quercus rubra [rot] ist dieses Merkmal enthalten.

Ähnlich ist es bei der Silber- oder Weißweide Salix alba [weiß], die ein helles, fast weißliches Blätterkleid trägt.

Oft bezieht sich die Farbe aber auch auf die Früchte – wie bei der Schwarzen Johannisbeere, Ribes nigrum [schwarz].

Beim Goldrohrbambus Phyllostachys aurea [goldgelb] sind die Blätter zwar grün, aber die Stiele leuchten intensiv gelb.

Der Name Osmanthus fragrans var. Aurantiacus [orange] bezieht sich wiederum auf die orangefarbenen Blüten des Strauchs, der umgangssprachlich Süße Duftblüte genannt wird.

Humboldtius: von Humboldt entdeckt

Auch die Form, in der eine Pflanze wächst, ist häufig namensgebend und wichtig fürs Gärtnerlatein: So beschreibt der Name Clematis viticella, dass es sich bei der Waldrebe um eine kleine Rankpflanze handelt.

Beim Schlitzahorn weist der botanische Name Acer palmatum auf die außergewöhnliche Form der Blätter hin, die einer Hand mit fünf Fingern ähnelt.

  • Der Name der Zwergblutkirsche beinhaltet gleich zwei Besonderheiten: Prunus cistena beschreibt ihren kleinen, zwergenhaften Wuchs.
  • Cistena ist jedoch ursprünglich kein lateinischer Begriff, sondern leitet sich von dem Sioux-Wort für Baby ab. Darin ist ein Hinweis auf die Herkunft dieser Kirsche enthalten – Nordamerika.

Mit Bezeichnungen wie japonicus für Japan, canadensis für Kanada, australis für Australien oder africanus für Afrika wird häufig direkt auf die Ursprungsregion Bezug genommen.

Auch die Entdecker selbst verewigten sich in vielen Fällen als Namensgeber: Alexander von Humboldt mit humboldtius, John Bartram mit bartramius, David Douglas mit douglasius

Ein weiterer Vorteil der lateinischen Pflanzennamen ist, dass sie genau wie die biologischen Artnamen für die Tierwelt international gelten.

Während eine Hainbuche in England umgangssprachlich Horn beam heißt und in Frankreich Charme, ist sie unter ihrem botanischen Namen Carpinus weltweit bekannt. Das Gärtnerlatein sorgt immer für Eindeutigkeit und verhindert Verwechslungen. [BdB, GTD Foto]

 

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