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Baum des Jahres 2011: die Elsbeere

Die Elsbeere [Sorbus torminalis] wurde vom Kuratorium Baum des Jahres zum Baum des Jahres 2011 ausgerufen: In Deutschland ist die Elsbeere selten geworden, seitdem man sie nicht mehr als Brennholz nutzt. Die Energie aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas verdrängte den alt gewohnten Energiebaum. Heute fristet die Elsbeere im wahrsten Sinne in unseren Wäldern nur noch ein Schattendasein.

 
Mehr zum Thema: Bäume des Jahres, Bäume und Sträucher, Landschaftsgestaltung, Natur und Umwelt, Obstbäume, Pflanzen, Pflanzen des Jahres, Pflanzen des Jahres 2011

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08/11/2010 [#] Der Gartennewsletter: Die Gartenwoche im Überblick.

Vom Kaukasus bis nach Südengland, von Marokko bis nach Polen reicht das Verbreitungsgebiet der Elsbeere: Schwerpunkte des natürlichen Vorkommens finden sich in Frankreich und auf dem Balkan. In Deutschland ist die Elsbeere einerseits selten geworden, dafür aber fast überall vertreten, nur nicht im Nordwestdeutschen Tiefland.

Es gab schon mal bessere Zeiten für die Elsbeere: Bis ans Ende des 19. Jahrhunderts bewirtschaftete man viele Wälder speziell für den Brennholzbedarf. Die Elsbeeren wurden gehauen, wenn sie etwa bierdeckeldick waren, und schlugen dann wieder aus dem Stock aus. Das nannte man 'Niederwaldwirtschaft'. Da die Elsbeere zusätzlich Wurzelbrut bildet, deren Triebe nach einem Jahr bereits 1 Meter lang sein können, hat sie hierbei gute Startchancen.

Wollte man auch einzelnes Bauholz erziehen oder Bäume mit speziellen Holzeigenschaften fördern, wie zum Beispiel die Elsbeere wegen ihrer Härte, ließe man diese bei der Brennholznutzung stehen: 'Mittelwald' nennt man diese Bewirtschaftungsform. Hier bekam die Elsbeere durch die Freistellung mehr des von ihr so sehr benötigten Lichts und konnte zusätzlich Wurzelbrut entwickeln, sich also die Konkurrenz der Stockausschläge anderer Bäume 'vom Stamm halten'.

Seit Brennholz keine so große Rolle mehr spielt, gibt es kaum noch 'Mittel- und Niederwaldwirtschaft': Durch den heute allgemein üblichen 'Hochwald' werden die Schattenbaumarten gefördert. Eingemischte Lichtbaumarten wie die Elsbeere werden zurückgedrängt. Hier zeigt sich ein erstes Problem, warum die Elsbeeren heute so selten geworden sind.

Der Klimawandel dürfte aber dazu führen, dass einige Schatten ertragende Baumarten [wie die Buche] Probleme bekommen und die Elsbeere somit wieder konkurrenzkräftiger wird: Sie erträgt Trockenheit im Sommer besser als die auf ähnlich gut nährstoffversorgten Böden wachsende Buche. Also sollte man schon jetzt beginnen, Elsbeeren zu pflanzen!

Elsbeerenholz ähnelt mit seinem leicht ins rötliche gehenden Farbton der Birne, ist aber oft geriegelt, das bedeutet,. der Faserverlauf ist wellig und erweckt durch die hierdurch hervorgerufene Lichtbrechung den Anschein einer Hell-Dunkel-Zeichnung quer zur Faser, und deshalb strukturreicher als Birnenholz.

Zäh und elastisch, fest und gut polierbar, ist das Elsbeerenholz gleichzeitig hart und schwer: Es wurde früher gerne für besonders stark beanspruchte Teile [zum Beispiel im Leiterwagenbau, in der Klaviermechanik etc.] verwendet. Heute werden aus Elsbeere Furniere für Möbel hergestellt; es sind Einzelstücke, da dieses Holz so selten ist. Seine samtige Oberfläche bietet eine besondere haptische, also durch den Tastsinn fühlbare Holz-Erfahrung, deshalb wird es auch 'Seidenholz' genannt.

Die Preise liegen im Durchschnitt deutlich über den ansonsten höchstbezahlten Holzarten Bergahorn und Nussbaum: So wurde ein Rekordpreis von circa Euro 20.ooo,-- pro Festmeter für einen französischen Elsbeerenstamm erzielt. Allerdings sind die Preise der Elsbeere von Stamm zu Stamm stark schwankend - die Struktur des Holzes ist sehr unterschiedlich, ungeriegelt wirkt es etwas blass.

Seltene Baumarten werden generell von den Rehen besonders gerne verbissen oder vom Bock gefegt, der starke Wildverbiss ist damit ein weiteres Problem bei der Verjüngung der Elsbeere.

Da die Konkurrenzfähigkeit der Elsbeere auf [sommer-]trockenen, kalk- und nährstoffreicheren Standorten deutlich zunimmt, kann man sie dort auch ohne hohen Pflegeaufwand als Mischbaumart im Wald erhalten: Staunasse Böden verträgt sie hingegen nicht. Kurz gesagt: Wo Wein wächst, fühlt auch die Elsbeere sich wohl. Nicht umsonst liegen ihre Hauptvorkommen in Deutschland an Rhein, Ahr, Mosel, Neckar und Saale. Doch auch im Spessart und auf der Rhön gibt es noch einige Elsbeeren-Vorkommen. - Auf optimalen Standorten kann die Elsbeere Stammdurchmesser von über einem Meter erreichen.

Einige Baumarten benötigen Jahrzehnte, bis sie zum ersten Mal blühen, bei der Elsbeere dauert es 2o bis 25 Jahre: Ende Mai bis Anfang Juni erscheinen 'Trugdolden' mit jeweils etwa 40 weißen Einzelblüten. Selbstbestäubung funktioniert bei der Elsbeere nicht.

Damit zeigt sich ein weiteres Problem, weshalb Elsbeeren so selten sind: Sie dürfen nicht allzu weit voneinander entfernt stehen, die bestäubenden Insekten [überwiegend Käfer und Hautflügler wie Bienen] müssen mindesten zwei Elsbeeren anfliegen, damit es funktioniert. Aber selbst bei Fremdbestäubung liegt die Absterberate der Samenanlagen noch bei rund 8o Prozent. Es bleibt also nicht viel übrig - ein Grund, weshalb die Vermehrung oftmals über Wurzelbrut geschieht.

Damit gibt es also vier Gründe für die Seltenheit der Elsbeere: Wenig alte Bäume aufgrund der nicht mehr üblichen Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung, wenige Früchte [die zudem nach dem Abfallen auch gerne von Mäusen gefressen werden], sowie aufgrund der Seltenheit starker Verbiss der wenigen aufwachsenden Sämlinge erst durch Mäuse und wenn sie trotzdem zu kleinen Bäumchen geworden sind, durch Hasen und Rehe sowie schließlich die Tendenz, Landschaften 'auszuräumen', um an landwirtschaftlich genutzten Flächen beschattende Bäume zu entfernen.

Die natürliche Verbreitung der Elsbeere zeigt, dass sie wärmeliebend, ja sogar hitzeverträglich ist: Deshalb wächst sie bei uns weitgehend auf südexponierten, gerne auch steilen Hängen mit starker Sonneneinstrahlung. Die benötigte Wärme begrenzt auch ihre Höhenverbreitung: Bei mehr als 7oo meter über NN trifft man sie kaum noch an. Nur in den ersten Jahren ist die Elsbeere schattentolerant; schon bald benötigt sie viel Licht.

Deshalb wächst die Elsbeere eher an Waldrändern oder in der freien Landschaft als mitten im Wald: Ohne massives Eingreifen der Förster hat die Elsbeere im Wald keine Chance. Wachsen die Nachbarbäume ihr über die Krone [nur selten wird die Elsbeere über 25 m hoch und die Jahrestriebe erreichen durchschnittlich keine 5o cm Länge, also weniger als ihre direkten Konkurrenten wie Ahorn oder Eiche], ist es um sie geschehen.

Was schon beim Holz gilt, stimmt auch für die Blätter der Elsbeere: sie gleichen sich nicht wie ein Ei dem anderen. Manche wirken wie zu groß ausgefallene Weißdorn-Blätter, bei anderen sind die untersten Lappen viel stärker abgespreizt oder sogar zu einem eigenständigen Fiederpaar geworden, losgelöst vom übrigen Blatt. Junge Blätter sind auf beiden Seiten behaart, später sind nur noch die Blattnerven behaart, während die Oberseite glänzend dunkelgrün wird.

Die Borke ist anfangs aschgrau und glatt: Etwa ab dem 3o. Lebensjahr reißt sie auf. Dann bilden sich durch nach außen aufgebogene Borkenschuppen die für alte Elsbeeren charakteristischen 'Elsenlöckchen'.

Nach einem Start mit einer Pfahlwurzel wird ein Herzwurzelsystem mit einigen starken Wurzelsträngen ausgebildet: Der Durchmesser des Wurzelsystems ist deutlich größer als der der Krone - so kommt es bei Elsbeeren praktisch nie zu Verlust durch Sturmwurf. Und man kann festhalten, dass die Elsbeere [neben ihrer Fähigkeit, Sommertrockenheit zu überstehen] auch in Hinsicht auf zunehmende Stürme dem Klimawandel gegenüber besser gewappnet ist als viele ihrer jetzigen Konkurrenten [Buche, Ahorn].

Sorbus torminalis nennt man die Elsbeere wissenschaftlich: tormina, 'Bauchgrimmen', also die Frucht gegen Bauchschmerzen, gegen 'weichen Leib', wie man Durchfallerkrankungen früher bezeichnete. Sie wurde auch gegen Cholera und Ruhr verwendet und wird deshalb regional auch 'Ruhrbirne' genannt.

Im September, manchmal auch erst im Oktober sind die circa ein Zentimeter großen Früchte reif: Anfangs sind sie gelblich, verfärben sich aber dann rötlich und in der Vollreife braun mit heller Punktierung. Sie sind anfangs hart, werden eine Woche nach der Ernte teigig. und schmecken recht trocken, mehlig und säuerlich.

Die Ernte ist äußerst zeitaufwendig und anstrengend, da die Früchte nicht abfallen, sondern von langen Leitern aus hoch im Baum geerntet werden müssen: Elsbeeren lassen sich auch als Marmelade verarbeiten und man kann getrocknete Früchte im Müsli essen. Auch wird aus Elsbeeren ein ganz spezieller Edelbrand hergestellt, der schon aufgrund der schwierigen Ernte nicht ganz billig ist: Etwa der vierfache Preis gegenüber anderen Edelbränden ist üblich, also werden es leicht über Euro 3oo,-- pro Liter.

Die Elsbeere eignet sich sehr schön für die Anpflanzung in größeren Gärten und in Parks sowie in der freien Landschaft: hat sie doch nicht nur im Frühling eine angenehm duftende Blüte zu bieten, sondern jetzt im Herbst auch eine fulminante Herbstfärbung. Ihr leuchtendes, zuweilen feuriges Rot geht über in orange und schließlich gelbe Töne.

Gerade in der freien Landschaft können sich Elsbeeren zu sehr eindruckvollen Baumgestalten entwickeln: Daher empfiehlt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz und Schirmherrin der Elsbeere Frau Prof. Dr. B. Jessel ganz besonders die Pflanzung, den Schutz und die Pflege dieser Baumart in der offenen Landschaft.


Siehe auch:
- Baum des Jahres 2010: die Vogel-Kirsche
- Baum des Jahres 2009: der Bergahorn
- Baum des Jahres 2008: die Walnuss
- Baum des Jahres 2007: die Waldkiefer
- Baum des Jahres 2006: die Schwarzpappel
- Baum des Jahres 2005: die Rosskastanie


Pflanzen des Jahres 2011
- Heilpflanze des Jahres 2011: der Rosmarin
- Pilz des Jahres 2011: der Rote Gitterling
- Staude des Jahres 2011: die Fetthenne


Pflanzen des Jahres 2010
- Arzneipflanze des Jahres 2010: der Efeu
- Baum des Jahres 2010: die Vogel-Kirsche
- Blume des Jahres 2010: die Sibirische Schwertlilie
- Blumenzwiebel des Jahres 2010: der Zierlauch
- Büropflanze des Jahres 2010: die Anthurie
- Flechte des Jahres 2010: die Rosa Köpfchenflechte
- Gemüse des Jahres 2010: die Erbse
- Giftpflanze des Jahres 2010: die Herbstzeitlose
- Heilpflanze des Jahres 2010: die Gewürznelke
- Moos des Jahres 2010: das Gemeine Widertonmoos
- Kartoffel des Jahres 2010: Sieglinde
- Orchidee des Jahres 2010: der Europäische Frauenschuh
- Pilz des Jahres 2010: die Schleiereule
- Sommerblumenzwiebel des Jahres 2010: die Lilie
- Staude des Jahres 2010: die Katzenminze
- Streuobstsorten des Jahres 2010

 
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