Esche: einzigartige schwarze Knospen

Die Esche [Fraxinus excelsior] gehört in die Familie der Ölbaumgewächse, zusammen mit den Sträuchern Flieder, Forsythie und Liguster.

Die Esche ist ein hoher Baum mit kugelförmiger Krone und erreicht Stammdurchmesser bis zu 2 Meter und Höhen bis über 40 Meter.

Das Höchstalter beträgt 250 bis 300 Jahre und im Jahr 2001 wurde sie wurde zum Baum des Jahres gewählt.

Esche: einzigartige schwarze Knospen

Woran erkennt man diese Baumart? Dafür ist, etwas ungewöhnlich, der Winter am besten geeignet, denn die erste Besonderheit sind die samtschwarzen, zwiebelspitzen Knospen.

Die gibt es bei keiner anderen heimischen Baumart, womit die Esche unverwechselbar wird.

Die Knospen sind nämlich dicht filzig mit schwarzen Härchen versehen, die als Verdunstungsschutz dienen und zu einer schnelleren Erwärmung im Frühjahr führen.

Die Knospen für das nächste Jahr sind übrigens bereits Ende Juli fertig entwickelt. An wüchsigen Wipfeltrieben der Esche sind über den Hauptseitenknospen häufig solche weiteren Knospen zu beobachten.

Sie können, falls sie nicht absterben, sondern ruhend bleiben Ausgangspunkt von Regenerationen nach Verletzungen werden oder in seltenen Fällen zu zwei direkt übereinanderstehenden Seitenzweigen führen.

Keine andere heimische Baumart hat eine derart grobe Verzweigung und sparrige Krone.

Zusammen mit ihrer je nach Alter silbrigen oder aschgrauen Rindenfarbe kann sie so im Freistand die ihr eigene Noblesse entfalten und ist ein beliebter Baum auf Ritterburgen.

Gemeine Esche: ohne Herbstfärbung

Normalerweise stehen die Blätter zu zweit exakt gegenständig am Spross. An besonders wüchsigen Trieben finden sich aber, die zweite Besonderheit auch dreizählige Blattquirle, oder die Blätter sind am Spross versetzt oder stehen gar spiralig.

Sie sind etwa 5 bis 10 Zentimeter, lang gestielt, mitsamt dem Stiel 40 Zentimeter lang und 9 bis 15 zählig gefiedert.

Gefiederte Blätter bestehen aus einem Stiel, der Spindel und den Fiederblättchen. Sie sind botanisch ökologisch übrigens so zu interpretieren, dass sich der Baum im Herbst mit den Blattspindeln im Grunde der feinsten Verzweigungsordnung entledigt [Wegwerftriebe].

Diese Blattspindel kann in der Vegetationsperiode Photosynthese betreiben, bleibt anschließend aber nicht mehr als Ballast am Baum.

Zudem geht aus interessanten Untersuchungen die enorme Reaktionsfähigkeit der Eschenblätter auf die Lichtverhältnisse hervor.

Danach können sowohl die gesamten Blätter als auch die einzelnen Fiederblättchen Drehungs- und Biegungsbewegungen ausführen, um sich jeweils den Lichtverhältnissen optimal anzupassen.

Das kann soweit gehen, dass die gesamte Krone, Blätter und Zweige einen Links- oder Rechtsdrall bekommt.

Im Herbst verfärben sich die Blätter gar nicht, oder im kontinentalen Osten des Verbreitungsgebietes höchstens gelblich grün.

Die meisten fallen unverfärbt vom Baum, ein deutlicher Hinweis, dass es diese Baumart gar nicht nötig hat, im Herbst den Stickstoff aus ihren Blättern in die Zweige zurückzutransportieren, wie es andere Baumarten tun, wie der Ahorn mit der Folge der aufregenden Herbstfärbung.

Damit hängt das Vorkommen der Esche nur auf besseren Standorten zusammen.

Das hat außerdem zur Folge, dass im Herbst auf den Boden fallende Eschenblätter sehr rasch zersetzt werden, so dass Sie bereits im Frühjahr keine vollständigen Blätter vom vorigen Jahr mehr finden können.

Esche: Blüte und Flügelnüsschen

Die Blühfähigkeit der Esche tritt mit etwa 30 Jahren ein. Die Blüten befinden sich zu vielen in reichverzweigten Blütenständen, den Rispen und erscheinen bereits vor den Laubblättern im März oder April.

Eschenblüten sind zweigeschlechtig, aber, die dritte Besonderheit auf einem Baum kann auch das eine oder andere Geschlecht mehr oder weniger reduziert sein bis hin zu rein männlichen oder weiblichen Blüten, ja sogar rein männlichen oder weiblichen Bäumen.

Dieses gleichzeitige Vorkommen von Bäumen mit einerseits zwittrigen, andererseits eingeschlechtigen Blüten wird botanisch als dreihäusig bezeichnet.

Da den Blüten auffällige Kelch- und Kronblätter fehlen, kann man zu Recht folgern, dass die Esche durch den Wind bestäubt wird.

Die Früchte sind Flügelnüsse. Sie fallen während des ganzen Winters aus der Krone, werden durch die Flügel zu Schraubenfliegern und erreichen so Entfernungen von bis zu 125 Meter vom Mutterbaum.

Durch stetes und reichliches Fruchten rein weiblicher Eschen können Zuwachsverluste dieser Bäume verursacht werden.

Die Bäume müssen ja die Früchte schließlich von irgendetwas ernähren. Die Esche schlägt sehr gut aus dem Stock wieder aus, weshalb sie Rückschnitt auch in höherem Alter so gut verträgt.

Außerdem kann sie sich dadurch zum Beispiel gegenüber der Buche Konkurrenzvorteile an Steilhängen verschaffen, da der dort immer im Rutschen befindliche Boden zu häufiger Beschädigung der Gehölze führt und ausschlagfreudige Arten dies eher vertragen können.

Esche: Keimhemmung der Samen

Die Samen sind stark keimgehemmt und bleiben in der Regel zunächst zwei Winter auf dem Boden liegen, bevor sie keimen.

Die Keimhemmung ist zum Teil dadurch bedingt, dass der Embryo zur Zeit der Fruchtreife noch nicht völlig entwickelt ist.

Die Samen können bis zu 5 Jahre keimfähig im Boden verbleiben. Es ist keine Seltenheit, auf Naturverjüngungsflächen bis zu 100 junge Eschen auf einem Quadratmeter zu finden.

Die Sämlinge weisen eine sehr hohe Schattentoleranz auf, was ihnen ein Gedeihen auch unter einem geschlossenen Bestandesschirm erlaubt.

Diese Schattentoleranz lässt jedoch bald nach, und für eine weitere Entwicklung ist dann zunehmend eine ausreichende Beleuchtung von entscheidender Bedeutung, so dass die Esche im Alter schließlich zur Lichtbaumart wird, das heißt volles Licht benötigt.

Esche: rasches Höhenwachstum

Auf Freiflächen und in stärker aufgelichteten Altbeständen hat sie ein rasches Höhenwachstum, das oft etwas schneller ist als das von Berg- und Spitzahorn, aber bald wieder nachlässt.

Dadurch vermag sie sich einen Vorsprung gegenüber anderen, mit ihr vergesellschafteten Baumarten wie der Buche zu verschaffen.

In sehr dichten Beständen wird das Dickenwachstum zunächst zu Gunsten des Höhenwachstums zurückgestellt.

Ein weiteres Rätsel der Esche: Wenn man in naturnahen Wäldern auf besseren Standorten nach unten sieht, stehen die Eschen so dicht wie die Haare auf dem Hund.

Wenn man nach oben schaut, fehlen sie fast völlig. Der Grund dafür ist die ökologische Strategie der Esche: sie ist im Schatten darauf gerichtet, die vierte Besonderheit, sehr schnell in die Höhe zu wachsen, um eine Lücke im Kronendach zu erreichen.

Dabei vermeidet sie zunächst fast jegliche Verzweigung. Im Extremfall wurde eine Esche mit nur 3 Zentimeter Durchmesser am Stammfuß und einer Höhe von 10 Meter gefunden, angelehnt an eine Kiefer.

Mit dieser Strategie schafft es die Esche sehr erfolgreich, sich in Wiesen und Hecken den Weg zum Licht zu bahnen.

In geschlossenen Wäldern ist dies jedoch verhängnisvoll. Die jungen Eschen können das Kronendach nicht erreichen und sterben ab.

Esche: Spätaustreiber im Frühsommer

Die Esche die am spätesten austreibende heimische Baumart. Das Austreiben kann sich bis in den Juni hinziehen, so dass mancher geneigt sein könnte, die Bäume für abgestorben zu halten und abzusägen.

Für gutes Wachstum verlangt die Esche nährstoffreichere, frische bis feuchte Böden in spätfrostfreien, nicht zu warmen, am liebsten luftfeuchten Lagen.

Doch ist sie auch auf recht flachgründigen und trockenen Kalksteinverwitterungsböden und Felsen verbreitet anzutreffen, was, die fünfte Besonderheit zur Diskussion von zwei Standortsrassen [Ökotypen] führte: einer Wasseresche und einer Kalkesche.

Durch umfangreiche Untersuchungen und Verpflanzungsexperimente konnte aber gezeigt werden, dass dies nicht der Fall ist.

Vielmehr kann sich die Esche außergewöhnlich gut an verschiedenste Standortsverhältnisse anpassen, solange die Nährstoffversorgung gewährleistet ist.

Vereschung

Mit Vereschung sind Eschenreinbestände gemeint, in denen nachweislich zuvor auch andere Baumarten vorkamen. Auch dieses Rätsel konnte jüngst durch botanische Untersuchungen geklärt werden.

Dafür ist die sechste Besonderheit dieser Baumart bedeutsam: Die Hauptwurzel der Esche wächst nämlich nur kurze Zeit senkrecht nach unten, biegt dann jedoch schon in etwa 20 Zentimetern Bodentiefe in die Waagerechte um.

In dichten Verjüngungen ist das Wurzelwachstum der Eschen dabei so intensiv und auf die oberen Bodenbereiche, bis 15 Zentimeter Tiefe konzentriert, dass mit ihnen vergesellschafteten Buchen mit ihren Wurzeln in tiefere Bodenhorizonte ausweichen müssen.

Dies hat zur Folge, dass die jungen Buchen in sommerlichen Trockenperioden absterben.

Denn sie können dann ihren Wasserbedarf aus den spärlichen Niederschlägen nicht mehr decken, eine Befeuchtung der tieferen Bodenschichten findet nämlich nicht mehr statt, da die darüber befindlichen Eschenwurzeln das wenige Wasser wegsaufen.

Dies ist nur zu verhindern, wenn über der Verjüngung ein ausreichender Altbaumschirm erhalten bleibt, der durch Beschattung das Wachstum der Esche und damit auch ihr Wurzelwachstum so weit hemmt, dass sich auch die Buche halten kann.

Eschen mögen keinen Spätfrost

Gegenüber Spätfrösten im Frühjahr ist die Esche empfindlich, verstärkt wird diese Gefährdung noch durch die oft lagebedingte Frostgefährdung, da sie häufig in Mulden und Tälern oder an deren Rändern angebaut wird oder dort natürlich vorkommt.

Die Esche tritt von Natur aus vor allem stärker in der Nähe von Fließgewässern in Erscheinung zum Beispiel in Erlen, Eschen-und Eschen, Ulmen Auenwäldern und an Steilhängen wie in Ahorn oder Eschenschatthangwäldern.

Außerhalb des Waldes ist sie vor allem in Nord- und Osteuropa sowie in den höheren Lagen der Mittelgebirge ein verbreiteter Straßen- und Stadtbaum.

Die Esche bietet zahlreichen Insekten zum Beispiel Eschenbastkäfer, Eschenzwieselmotte und Pilzen wie dem Zottigem Schillerporling einen wichtigen Lebensraum.

Viele Wildtiere ernähren sich von ihren Zweigen, was sich zum Beispiel im Wald in starkem Verbiss äußert.

Das Verbreitungsgebiet der Esche erstreckt sich über ganz Europa, ausgenommen das äußerste Nordeuropa und Teile Spaniens, und erreicht auch Vorderasien.

Am weitesten nach Osten dringt sie in Auenwäldern entlang der Flüsse vor. In den östlichsten und nördlichsten Randbereichen ihres Verbreitungsgebietes kommt die Esche dann häufig nur noch in Strauchform vor.

Die Höhenverbreitung reicht von der Ebene bis in das Bergland: in den deutschen Mittelgebirgen bis 700 Meter, in den Bayerischen Alpen bis 1360 Meter, im Kaukasus bis 1800 Meter.

Eschenholz: ringporig, klare Jahrringe

Das Holz ist ringporig, das bedeutet, die Jahrringe sind wegen des Wechsels weitlumiger Frühholzporen und englumiger dickwandiger Spätholzzellen sehr gut zu erkennen.

Die Esche entwickelt in höherem Alter einen hellbraunen Kern, der von einem hell gelblichen, breiten Splint umgeben ist.

Nimmt die Verkernung stärkere Ausmaße an, erinnert das Holz an den nahe verwandten Ölbaum: die sogenannten Oliveschen werden teuer bezahlt.

Das Holz ist allerdings der Witterung ausgesetzt nicht sehr dauerhaft und wird dann leicht von Pilzen und Insekten befallen.

Bei den holztechnischen Eigenschaften weist die Esche eine besonders hohe Zugfestigkeit auf, die nahezu doppelt so hoch ist wie die der Eiche und der Ulme anderen einheimischen, ringporigen Hölzern.

Auch die Biege- und die Schlagfestigkeit liegen deutlich über den Werten von zum Beispiel der Eiche.

Esche: wertvolles Holz

Das Eschenholz zählt seit langem zu den wertvollsten Hölzern des mitteleuropäischen Waldes. Daher wird es forstlich zusammen mit anderen Baumarten auch als Edellaubholz bezeichnet.

Die wichtigste Verwendung ist heute die Herstellung von Sportgeräten, Werkzeugstielen, Möbeln [Biegemöbel] und Deckfurnieren. Beim Kauf von Gartengeräten sollten Sie auf den Eschenstiel achten. Früher wurde das Holz besonders in:

  • der Wagnerei und Tischlerei zu Radreifen,
  • Schlittenkufen, Achsen, Deichseln,
  • Rudern, Schneeschuhen, Ackergeräten,
  • Gerätestielen, Möbeln, Musikinstrumenten und Turngeräten

…verwendet. Aufgrund der besonders hohen Toleranz des Holzes gegenüber Stoßbeanspruchung fand es in der Stellmacherei vor allem für die Felgenteile des Radkranzes Verwendung.

Auch Waffen [Bögen und Speere] wurden reichlich daraus hergestellt. Sogar die Pfeile des römischen Liebesgottes Amor sollen aus Eschenholz gewesen sein.

Esche: Krankenkost und Heilkunde

Früher war Eschenlaub ein wichtiges Winterfutter für das Vieh und wurde teilweise an eigens dafür angelegten Schneitelbäumen gewonnen, indem es im Sommer geschnitten und getrocknet wurde.

Diese Verwendung des Eschenlaubes für Futterzwecke ist so alt, dass in der germanischen Mythologie bereits davon erzählt wird.

Viele sehr alte Eschen in der Nähe von Bauernhöfen und Burgen gehen darauf zurück. Und in den Alpen werden kranke Tiere noch bis heute mit Eschenblättern als Krankenkost gefüttert.

In der Heilkunde haben die Blätter bei Rheuma und Gicht Bedeutung, indem man daraus Tee zubereitet. Dieser gilt zudem als blutreinigend und wassertreibend.

Schon der Kräutervater Hieronymus Bock meinte im 17. Jahrhundert: Viele lehren, wann man Eschenlaub zerstößt und etliche Zeit den Saft mit Wein trinkt, das soll die feinen Leute mager machen. Ich hab’s nicht versucht, dürfte wohl, dass ich das Gegenteil bräuchte.

Zusammen mit Wacholderbeeren kann man aus Eschenblättern den Eschengeist herstellen. Auch zum Bierbrauen ist die Esche geeignet.

Die abgeschabte Rinde junger Bäume wurde Fieberkranken als Tee eingeflößt. Aus jungen, noch klebrigen Blättern lassen sich leckere Salate herstellen.

Wenig bekannt ist die blutstillende Anwendung als Wundholz wie Chinarinde, indem man Schnittwunden bei der ersten Hilfe mit frischen Eschenrindenstreifen verbindet.

Schwarztee lässt sich in Notzeiten durch getrocknete und gestampfte Eschenblätter ersetzen. Eschenlaub in Schuhe gelegt, soll müden Füßen vorbeugen.

Eschen und Sagen

Bei Dichtern und in der Mythologie führt die Esche eher ein Schattendasein, mit einer Ausnahme: der Weltenesche Yggdrasil in der nordischen Edda Sage.

Als lebendige Säule durchdringt und verbindet sie mit ihren drei Wurzeln die unterschiedlichen Welten. Eine führt in die Unterwelt Niflheim, die zweite in die Götterstadt Asgard und die dritte in das Riesenland Jotunheim.

Drei Schicksalsgöttinnen, die Nornen, kommen aus dem Urdbrunnen am Weltenbaum, bewässern dessen Wurzeln und bestimmen das Schicksal des Menschen. Über die Brücke des Regenbogens kommen die Götter jeden Tag zum Weltenbaum, um in seinem Schatten Gericht zu halten.

Esche: Symbol für die Macht des Wassers

Die germanische Mythologie nennt Ask, die männliche Esche, und Embla die weibliche Erle als das erste Menschenpaar.

Die Esche war früher das Symbol für die Macht des Wassers. In ganz Nordeuropa war sie geheiligt und daher geschützt. Fällte man im angelsächsischen Raum zwei Eschen, stand darauf unweigerlich die Todesstrafe.

Das Glück einer Ehe beschützte in Schottland ein über das Bett gehängter Eschenzweig, bei den Römern war die Baumart das Symbol einer glücklichen Ehe und ihrer Freuden.

Der Name Fraxinus leitet sich vom griechischen phrasso [= umzäunen] ab, da junge Stämme gut zur Verwendung als Zaunpfähle geeignet sind.

Ortsnamen wie Eschenbach und Aschau lassen sich auf diese Baumart zurückführen. Kenner wissen außerdem natürlich, dass man Vampiren den Garaus macht, indem man ihnen einen Eschenholzpflock direkt durchs Herz rammt. [FBdJ, David Wright Foto]

 

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