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Flechte des Jahres 2005: Die Bartflechte

Bekanntlich sind Flechten sehr effektive Indikatoren der Luftqualität. Die Bartflechten [Usnea hirta] gehören dabei zu den gegenüber Luftverschmutzung empfindlichsten Arten. Grund ist ihre Wuchsform, welche eine große Oberfläche aufweist, die den Luftschadstoffen ausgesetzt ist. Die grau- bis gelbgrünlichen Flechten der Gattung Usnea erinnern entfernt an kleine, filigran verzweigte Sträucher. Nur wenige Arten bilden aufrechte Büsche, die meisten hängen bartförmig an Baumrinde, Holz oder Gestein, weshalb man sie auch als 'Bartflechten' bezeichnet. Sie siedeln sich vor allem an der Borke von Laub- und Nadelbäumen an und bevorzugen hohe Luftfeuchtigkeit an niederschlagsreichen Berglagen, engen Tälern oder ausgedehnten Wäldern. Die meisten Usnea-Arten sind sehr selten und auf die Bergregionen beschränkt.

 
Mehr zum Thema: Bäume und Sträucher, Flechten des Jahres, Natur und Umwelt, Pflanzen, Pflanzen des Jahres

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20/12/2004 [#] Der Gartennewsletter: Die Gartenwoche im Überblick.

Usnea hirta, die sich durch einen kurzen, buschigen Wuchs auszeichnet, war noch vor 15o Jahren in ganz Deutschland weit verbreitet und wurde häufig an Wald- und Alleebäumen angetroffen. Mit fortschreitender Industrialisierung verschwand sie jedoch weitgehend. Inzwischen haben jedoch die gesetzlichen Maßnahmen zur Luftreinhaltung gewirkt. Der Saure Regen ist dadurch extrem stark zurückgegangen, was sich in der Rückkehr der empfindlichen Zeigerarten wie der Bartflechten demonstriert.

Aktuelle Funde junger Exemplare von Usnea hirta und einiger anderer sehr empfindlicher Flechten sogar wieder im Ruhrgebiet deuten auf eine allmähliche Wiederbesiedlung dieses stark industrialisierten Ballungsraumes hin. Inzwischen können an Bäumen in den Großstädten an Rhein und Ruhr wieder zahlreiche Flechtenarten nachgewiesen werden. Bei einem Großteil der Bevölkerung finden sie kaum Beachtung, werden oft sogar eher als lästig empfunden. Ihr Vorhandensein ist jedoch ein gutes Zeichen für die Umwelt. Selbstverständlich schaden diese Flechten den Bäumen nicht und sollten auf keinen Fall entfernt werden.

Dennoch ist unsere Luft nicht generell schadstoffärmer geworden: Die durch steigenden Kfz-Verkehr und intensive Landwirtschaft verursachten Emissionen von Stickoxiden und Ammoniak verändern unsere Vegetation nachhaltig. So zeigt sich zurzeit eine Zunahme insbesondere der stickstoffliebenden Flechtenarten an. Es wird langfristiger Anstrengungen bedürfen, die Luft von düngenden Substanzen aus Landwirtschaft und Verkehr zu reinigen, um in Deutschland auch wieder eine artenreiche Flechtenflora zu ermöglichen.

Durch den stetigen Wandel des Schadstoffgemisches in der Luft und dessen Gefahr für die Gesundheit ist eine dauerhafte Umweltüberwachung wichtig. Hier ist das Biomonitoring mit baumbewohnenden Flechten als Bioindikatoren [ergänzend zu technischen Messungen] als preiswertes Kontrollelement der biologisch wirksamen Schadstoffkonzentrationen in der Luft sinnvoll. Zu diesem Zweck hat der Verein Deutscher Ingenieure [VDI] eine neue Richtlinie vorbereitet, welche eine Luftüberwachung mit Hilfe von Flechten erlaubt.

Die Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V. [BLAM] will helfen, die Moos- und Flechtenwelt der Mitte Europas in all ihren Teilbereichen zu erforschen. Sie erstrebt dazu einen Zusammenschluss aller Freunde des Faches, will aber regionale Gemeinschaften ähnlicher Art nicht ersetzen, sondern zu fruchtbarer Zusammenarbeit verbinden. - Zweifellos stehen sich die beiden Bereiche, systematisch gesehen, nicht nahe. Moose und Flechten zeigen aber in ihrem Auftreten in der Natur, in ihrer Bedeutung für den Vegetationshaushalt sehr viele Ähnlichkeiten, und sie ziehen erfahrungsgemäß die gleichen Typen von Menschen an.


Auf einen Blick: Die Pflanzen des Jahres 2005
Die Anemone: Staude des Jahres 2005
Die Bartflechte: Flechte des Jahres 2005
Das Brandknabenkraut: Orchidee des Jahres 2005
Der Gartenkürbis: Arzneipflanze des Jahres 2005
Giftpflanze des Jahres 2005: Ihre Meinung ist gefragt
Der Große Klappertopf: Blume des Jahres 2005
Der Lein: Heilpflanze des Jahres 2005
Die Metzer Mirabelle: Streuobstsorte des Jahres 2005
Die Rosskastanie: Baum des Jahres 2005
Das Silber-Birnmoos: Moos des Jahres 2005
Der Wetterstern: Pilz des Jahres 2005
Die Zichorie: Gemüse des Jahres 2005

 
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Erstmalig wurde von den Mitgliedern der BLAM e.V. ein Moos des Jahres gewählt. Die Entscheidung fiel dabei auf das Silber-Birnmoos [Bryum argenteum]. Diese weniger als 1 cm große Art ist wegen ihrer silbrigen Färbung und den wurmförmig beblätterten Pflänzchen auch für Laien sehr leicht zu erkennen. Sie zählt zu den häufigsten Moosen Deutschlands und kommt insbesondere in Städten und Dörfern verbreitet vor. Dort wächst das Moos auf Hausdächern, zwischen Gehwegplatten und Pflastersteinen, auf Mauerkronen und an verschiedensten Erdstandorten, so auch in Blumentöpfen. ...mehr

 
» Nächste News: Weihnachtsbäume bleiben mit Wasser frisch [21/12/2004]

Normales Leitungswasser ohne Zusatz reicht aus, um den Weihnachtsbaum frisch zu halten, damit er nicht nadelt. Das haben Versuche der LWK Nordrhein-Westfalen ergeben. Im Gartenbauzentrum Münster-Wolbeck der Landwirtschaftskammer wurden bei Blau- und Stechfichten Versuche zum Einsatz von Frischhaltemitteln für Weihnachtsbäume angelegt. Dazu wurden Zweige in Gläsern unter Wohnraumbedingungen aufgestellt und wöchentlich ausgewertet. Der Zusatz von Zucker schadet nicht, länger frisch bleibt der Weihnachtsbaum damit aber auch nicht. Das gilt auch für Frischhaltemittel. Beim Zusatz von Schnittblumen-Frischhaltemitteln muss darauf geachtet werden, dass Haustiere nicht von dem Wasser trinken. ...mehr

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