Deutschlands Pflanzenkulturerbe

Gemäß dem Motto Deutschlands Pflanzenkulturerbe präsentierten sich unter der Moderation von Dr. Andreas Becker [Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau], Genbanker und Netzwerker, Ärzte, Wissenschaftler, Hochschulprofessoren, Vertreter der Gartenakademien, Pflanzensammler und Stiftungen, um aus unterschiedlichen Perspektiven und Blickwinkeln, Wege zur Vernetzung, Sicherung und Identifizierung von Zierpflanzensammlungen aufzuzeigen.

Trotz der heißen Rekordtemperaturen war die von der Deutschen Gartenbaugesellschaft 1822 e.V. [DGG] veranstaltete Fachtagung des Netzwerkes Pflanzensammlungen gut besucht.

Sie stieß Anfang Juli im Institut der Virologie auf dem Gelände des Botanischen Gartens der Friedrich-Alexander Universität Erlangen mit 40 Teilnehmern große fachliche Resonanz.

Deutschlands Pflanzenkulturerbe

Für das Institut der Virologie eröffnete Dr. Robert Slany, ein bekannter Facharzt für Kinderleukämie, zusammen mit dem DGG Präsidenten Karl Zwermann, das Seminar.

Sein Vortrag gab detaillierte Einblicke in Gene und Erbinformation von Pflanzen und es wurde erläutert, wie mittels eines genetischen Fingerabdruckes und der damit verbundenen DNA Sequenzierung Sorten genau bestimmt werden können.

Wieder einen großen Schritt vorangekommen ist das Bundessortenamt, das 2009 mit der wichtigen Aufgabe betreut wurde, die Deutsche Genbank Zierpflanzen [DGZ] weiter auszubauen.

Dr. Burkhard Spellerberg, Koordinator der DGZ, zeigte die unterschiedlichen Methoden der Bewahrung von genetischer Vielfalt auf.

Angefangen bei der Genbank für generativ vermehrte Zierpflanzen bis hin zum System der dezentralen Sammlungen mit unterstützenden und sammlungshaltenden Partnern zur Sicherung von vegetativ vermehrten Zierpflanzen.

Erhalt der Pflanzensammlungen

Die Projektleiterin des Netzwerkes Pflanzensammlungen, Bettina de la Chevallerie, stellte die Ziele und Aufgaben des Netzwerkes vor.

Sie warb für die Idee, durch die aktive Mithilfe vieler Netzwerkakteure, privater Pflanzensammler, Raritätengärtnereien und Liebhabergesellschaften, ein lebendiges Netzwerk zur Dokumentation und zum Erhalt wertvoller Pflanzensammlungen zu gestalten.

Prof. Swantje Duthweiler von der Universität Weihenstephan-Triesdorf präsentierte einen bunten Strauß über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannter Vereine, Gärten, Institutionen und Stiftungen, die sich das Ziel gesetzt haben, historische Nutz- und Zierpflanzensammlungen zu erhalten.

Im Juni 2015 wurde unter dem Dach der DGGL in Altenstein der Arbeitskreis historische Zierpflanzenverwendung gegründet, der ein neues Netzwerk für eben solche aufbauen möchte.

Klaus Körber [LWG] erläuterte eindrücklich die Idee des 2010 realisierten Forschungsprojektes der Klimabaumsammlung Stutel mit 150 Arten und Sorten und empfahl für das Stadtgrün besonders geeignete Spezies.

Die über Baumschulen gespendeten Bäume werden in ihrer Eignung als zukünftige Stadtbaumarten regelmäßig mit Hilfe von Vitalitätsbonituren auf Schädlinge und Erkrankungen überprüft.

Bienen und Klima

Neues zur Bienengesundheit demonstrierte Dr. Stefan Berg vom Fachzentrum Bienen [LWG] und stellte das Bienensterben in einen Zusammenhang zum Klimawandel und der Varoamilbe.

Interessante Details zum ungeheuren Fleiß und der enormen sozialen Intelligenz der Honigbienen, in allen Lebenslagen zu Recht zukommen, rundeten den Beitrag ab.

In der Mittagspause führte Claus Heuvemann, Leiter des Botanischen Gartens Erlangen der Friedrich-Alexander Universität, die Teilnehmer der Veranstaltung durch das 2 Hektar große Gelände.

Die enorme Pflanzenvielfalt erstreckt sich von der arktischen Tundra, über einheimische Pflanzen, dem Apothekergarten, den exotischen Kakteenlandschaften bis zum tropischen Sumpf.

Kühlender Abschluss war der Besuch einer der Juragruppe nachempfundenen künstlichen Tropfsteinhöhle, die heute als Baudenkmal gilt.

Erhalt der Gehölze

Bestrebungen zum Erhalt historisch bedeutsamer Gehölze im Fürst-Pückler-Park Branitz brachte Carola Weber als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Fürst-Pückler Museum Park und Schloss Branitz den Zuhörern nahe.

Sie sorgte mit dem Konzept der Wiedergeburt von Baumgiganten und der Vision eines zukünftigen Zentrums zur identisch genetischen Vermehrung von historischen Gehölzen über ausgesuchte Labore und Baumschulen für eine kontroverse Diskussion.

Der Privatsammler Gerhard Dönig, der mit seiner Frau Gisela das Arboretum Altdorf begründet hat, führte in die Welt der Süntelbuchen ein.

Die durch ihren Drehwuchs exponierte Buche ist nahezu ausgestorben. Nur wenigen ist bekannt, dass der Name Süntelbuche auf ihr ursprünglich begrenztes Vorkommen in der Deister-Süntel-Region im Weserbergland zurückzuführen ist.

Weitere Höhepunkte waren zwei Schautafeleinweihungen bedeutender fränkischer Sammlungen im Netzwerk Pflanzensammlungen.

Lilien-Arche

Den Anfang machte die Lilien-Arche Erlangen, die seit Gründung des Netzwerkes aktives Mitglied ist und sich der Bewahrung alter Liliensorten annimmt.

Der Bürgermeister von Erlangen, Dr. Jannek Florian, Dr. Burkhard Spellerberg von der Deutschen Genbank Zierpflanzen, die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft und viele Mitglieder der Gesellschaft der Staudenfreunde und Teilnehmer der Veranstaltung Deutschlands Pflanzenkulturerbe waren zugegen, um mit der Schautafeleinweihung das Engagement des Sammlers und Begründers der Lilien-Arche, Stefan Strasser als ein gelungenes Beispiel für den Erhalt von Biodiversität hervorzuheben.

Krönender Abschluss war am darauffolgenden Tag der Besuch des Buchen-Arboretums mit Schautafeleinweihung in Altdorf.

Nach einer Laudatio des DGG Präsidenten Karl Zwermann und Prof. Dr. Jürgen Bouillon von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, führten Gisela und Gerhard Dönig die geladenen Gäste durch einen einzigartigen, harmonisch gestalteten und im Pflanzkonzept farblich aufeinander abgestimmten Landschaftspark.

Über 200 Fagus sylvatica, darunter die Süntelbuchen, haben hier ihren Platz neben anderen Pflanzengattungen, wie:

  • Ahorn,
  • Buchsbaum,
  • Hortensien,
  • Clematis und
  • Hosta in seltenen Arten und Sorten.

Vielleicht ist das Arboretum Altdorf weltweit einzigartig. Es stellt sich aktuell die Frage, wer später mal dieses bedeutende Pflanzenkulturerbe von Gisela und Gerhard Dönig übernehmen kann.

Wünschenswert wäre eine Stiftung, die sich dieser wertvollen und einmaligen Sammlung auch für zukünftige Generationen annimmt. [DGG, Foto]

 

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