Traubeneiche: Baum des Jahres 2014

Die Traubeneiche: Baum des Jahres 2014! Das Kuratorium Baum des Jahres hat die Traubeneiche [Quercus petraea] zum Baum des Jahres 2014 ausgerufen. Damit wurde zum 26. Male ein Baum des Jahres proklamiert. Die Schirmherrschaft hat Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins übernommen.

Eichen kommen 300 Jahre, stehen 300 Jahre und vergehen 300 Jahre„, heißt es im Volksmund. Damit ist eine Besonderheit der Traubeneiche bereits genannt: ihre besonders hoher Lebenserwartung. Sie kann über 1.000 Jahre alt werden.

Traubeneiche: Baum des Jahres 2014

Im Gegensatz zur Stieleiche, die 1989 zum ersten Baum des Jahres ausgerufen worden war, sind bei der Traubeneiche die Früchte fast ungestielt, eben „traubig„. Weitere Unterschiede zeigen die Blätter, hier besonders Ausbuchtung und Stiel-Länge.

In der Wuchsform unterscheiden sich alte Stieleichen und Traubeneichen jedoch kaum. Beide beeindrucken im Alter durch eine mächtige breite Krone mit knickigen dicken Ästen.

Die Traubeneiche neigt etwas mehr zum geraden Stamm, weshalb sie oft höhere Preise erzielt: „Furniereiche

In der Wissenschaft wird inzwischen aber sogar darüber diskutiert, ob Stieleiche und Traubeneiche überhaupt verschiedene Arten sind?

Passend dazu zeigen die Eichenblätter auf den 1-, 2- und 5-Cent-Münzen eine Eiche, die eindeutig zugleich Stieleiche und Traubeneiche ist…

Traubeneiche: Blüte nach 20 bis 40 Jahren

Erst im Alter von 20 bis 40 Jahren erscheinen die unauffälligen Blüten der Traubeneiche. Dagegen sind die Früchte, die Eicheln, sehr markant. Sie fallen ab Oktober und sind sehr nahr- und für viele Tierarten schmackhaft.

Kleinsäugern, zum Beispiel Eichhörnchen, und Vögeln, zum Beispiel der Eichelhäher, verbreiten sie durch die Anlage von Wintervorräten, von Wildschweinen werden sie untergewühlt.

Haustiere fütterte man früher, indem man sie in den Wald trieb: Da die Eichen alle paar Jahre besonders viele Früchte gleichzeitig an allen Bäumen entwickeln, spricht man von Eichen“mast“, durch die dann die Schweine ge“mästet“ wurden. „Auf den Eichen wachsen die besten Schinken“ heißt es manchmal auch heute noch.

In Notzeiten hat man aus Eicheln Mehl, Kaffeeersatz und anderes hergestellt: Botanisch handelt sich bei Eicheln um Nüsse.

Eichen sind Pfahlwurzler: sie entwickeln eine steil nach unten wachsende Hauptwurzel, durch die die Bäume sehr sturmfest werden.

Empfindlich sind Eichen allerdings, wenn an ihrem Standort ein zuvor relativ gleichbleibender Grundwasserspiegel in kürzerer Zeit absinkt oder ansteigt.

Traubeneiche: Ökologie und Vorkommen

Das natürliche Verbreitungsareal der Traubeneiche erstreckt sich über fast ganz Europa außer Spanien, Nordskandinavien und Nordosteuropa. Es reicht nicht so weit nach Osteuropa wie das der Stieleiche.

Die Standorte der Traubeneiche sind tendenziell trockener und nährstoffärmer als die der Stieleiche. In der Jugend sind Eichen wenige Jahre schattentolerant, dann nimmt ihr Lichtbedarf aber schnell zu, so dass sie in dichteren Beständen bald eingehen.

Daher ist in der Forstwirtschaft waldbauliches Können erforderlich, wenn die Eichen im Mischbestand mit anderen Baumarten über Jahrhunderte erhalten bleiben sollen.

Die Kronen sind relativ lichtdurchlässig, was vielen anderen Pflanzen am Waldboden unter Eichen das Überleben erleichtert. Häufig kommen Efeu oder Geißblatt am Stamm von Eichen vor; auch sie profitieren von den lichten Kronen.

Traubeneiche: „Tierheim der Natur“

Eichen werden gerne als „Tierheim der Natur“ bezeichnet: Ein sehenswerter Bewohner ist zum Beispiel der mit Fühlern über 10 cm lange Große Eichenbockkäfer.

Wohl keine andere Baumart bietet für so viele Tierarten Lebensraum wie die Eiche, alleine an Insekten sollen es über 500 Arten sein.

Einige Insektenarten – vor allem Raupen von Frostspanner, Eichenwickler und Schwammspinner – führen allerdings regelmäßig einen Kahlfraß durch, so dass die Eichen ein 2. Mal austreiben müssen.

Dieser 2. Austrieb ist kein Problem, solange er nicht regelmäßig jedes Jahr erfolgen muss und gleichzeitig noch mit anderen Schadereignissen wie Spätfrost oder Wurzelschäden einhergeht – dann allerdings können Eichenbestände sogar absterben.

Auch Pilze lieben Eichen, darunter Sommer-Steinpilz, Kaiserling und Eichen-Rotkappe. In Süddeutschland kann man an Traubeneichen echte Trüffel finden oder züchten.

Bei der Eiche gibt es [wie bei Pappel und Weide] sogenannte „Absprünge„: die Bäume werfen im Sommer ganze Zweige mit grünen Blättern ab, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren, wenn es zu trocken wird. Das macht den Eindruck einer Krankheit, ist aber lediglich eine Art Schutzreflex.

Traubeneiche: Verwendung und Heilkunde

Bei der Verwendung steht ganz klar das Holz im Mittelpunkt: Im Kern sind fäulnishemmende Stoffe eingelagert, die das harte Holz sehr dauerhaft machen.

Daher war es früher zum Beispiel für Schiffsbau und Fachwerkhäuser so begehrt, dass in England die Eichen bis ins 19. Jahrhundert immer mehr dezimiert wurden – für ein einziges Kriegsschiff benötigte man damals mindestens 1.200 alte Eichen.

Pfahlbauten und Gebäude auf feuchten Standorten standen früher meist auf Eichenpfosten. Die Hamburger Speicherstadt am Hafen zum Beispiel steht seit über 100 Jahren auf 3,5 Mio. Eichenstämmen.

Auch die Hamburger Elbphilharmonie steht auf 12 m langen Eichenpfählen, die zu Bismarcks Zeiten in den Elbesand gerammt wurden.

Eichenholz wird zudem für Kübel und Fässer [Whiskey, Sherry, Wein] genutzt, in Fachwerkhäusern, als Möbelholz [„Eiche rustikal“] – sowie für Vertäfelungen, Türen, Fenster, Treppen und Fußböden. Der Spitzenpreis kann bei Furnierstämmen bis über Euro 3.000 pro Kubikmeter erreichen.

Eichenrinde gehört zu den gerbstoffreichsten Pflanzengeweben [Gehalt bis 20%], was man sich in Naturheilkunde und Ledergerberei nutzbar macht[e]:

  • Die Rinde wirkt auf Wunden aufgelegt blutungsstillend und infektionshemmend,
  • als Tee gegen Durchfall, Blutungen, Leber- und Milzleiden sowie Vergiftungen,
  • als Gurgelwasser gegen geschwollene Mandeln, Zahnfleischentzündungen und zur Festigung des Zahnfleisches,
  • als Badezusatz gegen Hautentzündungen, Hämorrhoiden und Ekzeme.

Traubeneichen haben sich als Stadtbaum sehr bewährt, da sie emissions- und salztolerant sind. Als Solitär und in städtischen Alleen können sie ihre Wirkung besonders gut entfalten. Was wäre ein landwirtschaftliches Anwesen ohne Eichen als Hofbäume?

Bei der Verwendung von Eichen als Straßenbaum außerhalb der Stadt muss man allerdings bedenken, dass im Herbst mit den Eicheln das Wild an die Straße gelockt wird und dies zu Wildunfällen führen kann.

Traubeneiche: Krankheiten und Schäden

An den Blättern können sich eindrucksvolle, kugelrunde Gallen der Eichengallwespe entwickeln.

Die Blätter bleiben jedoch voll funktionsfähig. Den Blättern an den Juni-Trieben macht regelmäßig „Mehltau“ zu schaffen, ein Blattpilz, der wie ein weißlicher Belag aussieht.

Bei der derzeit zu beobachtenden Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners ist weniger der Schaden für den Baum durch den Laubfraß bedeutsam als das Gesundheitsrisiko für Menschen, denn die Gifthaare der Raupen können starke Hautallergien und Hautentzündungen auslösen.

Traubeneiche: Mythologie und Brauchtum

Keine andere Baumart ist so vielfältig mit Mythologie und Volksglauben verbunden wie die Eiche. Sie ist der Inbegriff von Standfestigkeit, Kraft und Stärke.

Das Eichenblatt gilt als Symbol für Beständigkeit, daher auch seine Darstellung auf vielen Münzen, Wappen und Urkunden. Wer eine Eiche pflanzt, glaubt an die Zukunft, denn den ausgewachsenen Baum werden erst die Ururur…enkel erleben. [KBdJ, Foto]

 

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