Herbst-Drehwurz: stark gefährdet

Die Herbst-Drehwurz ist der Spätblüher unter unseren einheimischen Orchideen. Die Blütezeit wird je nach Wuchsort von Ende August bis sogar Anfang Oktober angegeben, scheint sich in den letzten Jahren aber deutlich vorzuverlagern.

Sie ist eine kleinwüchsige, unscheinbare Pflanze. Nur bei genauer Betrachtung der Einzelheiten der Blüten ist ihre Zugehörigkeit zur Familie der Orchideen zu erkennen.

Ist von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) in Deutschland am 22. Oktober 2000 in Eisenach/Unkeroda zur Orchidee des Jahres 2001 proklamiert worden.

Die wollen mit der Darstellung von Aussehen und Lebensweise heimischer Orchideenarten einen Beitrag zu den Problemen des Plorenschutzes leisten.

Es soll aber nicht nur darauf hingewiesen werden, dass unsere einheimischen Orchideenarten bedroht bis stark gefährdet sind, sondern dass sie auch Indikatoren für eine noch einigermaßen intakte Natur darstellen können.

Wachsen in bestimmten Biotopen Erdorchideen, kann man sicher sein, dass es dort auch noch andere selten gewordene Pflanzen und Tirer gibt, die zu erhalten wert sind.

Herbst-Drehwurz: seltenes Vorkommen

Die Pflanzen der Herbst-Drehwurz können bis über 30 Zentimeter Höhe aufwachsen, erreichen meist aber nur 10 bis 15 Zentimeter.

Der Blütenstand trägt bis zu 30 nacheinander aufblühende, kleine weiße Blüten, die spiralig angeordnet sind. Die röhrig zusammengeneigte Lippe ist innen deutlich grün-gelb gefärbt.

Etwa zur gleichen Zeit mit dem Blütenstand erscheint neben der Stengelbasis die nächstjährige, überwinternde Blattrosette mit bis zu sieben breitlazettlichen Blättern.

Der botanische Name der Herbst-Wendelähre, Herbst-Drehwurz, Schraubstendel oder auch Wendelorchis leitet sich ab von den griechischen Wörtern speira = Spirale und anthos =Blüte und gibt damit wie die deutschen Bezeichnungen treffen die spiralförmige Anordnung der Blüten um den meist mehrfach gedrehten Blütenstengel wieder.

Herbst-Drehwurz: Vorkommen

Herbst-Drehwurz wächst vorwiegend auf Magerrasen, gern in Vergesellschaftung mit der Besenheide (Caluna vulgäres).

Beobachtungen zeigen, dass sich frühere Fundorte häufig auf extensiven Schaftriften befanden, und dass überall dort, wo diese Beweidungsform eingestellt wurde, die Herbst-Drehwurz stark zurückging oder gänzlich verschwand.

Wie eine Reihe anderer heimischer Orchideenarten auch, ist sie also gewissermaßen ein Kulturfolger der sich zum Teil auf extensive Schafbeweidung spezialisiert zu haben scheint.

Herbst-Drehwurz: Verbreitung

Die Herbst-Drehwurz ist vom Mittelmeerraum ausgehend, nahezu in ganz Europa heimisch, spart jedoch die nördlichen und kontinental beeinflussten Gebiete sowie Höhenlagen über 800 Meter aus.

In Deutschland war sie vor allem in den südlichen und mittleren Landesteilen häufig, im nördlichen Tiefland dagegen stets selten.

Durch Nutzungsänderung geeigneter Wuchsorte schon seit dem neunzehnten Jahrhundert, insbesondere durch Intensivierung der Landwirtschaft, Aufforstung oder Auflassung aber auch starkem Rückgang der Schafhaltung im zwanzigsten Jahrhundert wurde der konkurrenzschwachen Art in kürzester Zeit Licht, Nahrung und Standraum entzogen.

Herbst-Drehwurz: stark gefährdet

Gemessen an den Messtischblättern Deutschlands, auf denen Herbst-Drehwurz jemals nachgewiesen werden konnte, sind drei Viertel der Vorkommen erloschen.

Vom ehemaligen Pflanzenbestand der einzelnen Wuchsorte dürften nunmehr 5 Prozent existent sein. Für Deutschland ist die Art daher stark gefährdet eingestuft.

In sechs Bundesländern sind die Vorkommen erloschen, in viel weiteren gilt die Herbst-Drehwurz als vom Aussterben bedroht, in drei Bundesländern als stark gefährdet und nur in Bayern wird die bislang nur als gefährdet geführt.

Es ist deshalb dringend geboten, die wenigen Wuchsorte, auf denen die kleine Orchidee noch beobachtet werden kann, zu erhalten und vor schädlichen Einflüssen zu bewahren.

Auch wenn Herbst-Drehwurz durch die Wahl zur Orchidee des Jahres besonders herausgehoben wird, bleibt als Schlussfolgerung nur eines: Schutz einzelner Arten oder gar einzelner Individuen ist praktisch nicht möglich. Es ist immer ein umfassender Biotopschutz erforderlich.

Orchideenschutz wird dann erfolgreich, wenn wir nicht nur die Arten unter den Schutz des Gesetzes stellen, sondern auch die restlichen vorhandenen Lebensräume erhalten oder sogar wieder vermehren. [AHO, Foto]

 

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