Grüne Stadtentwicklung ist wichtig

Im Rahmen der Internationalen Pflanzenmesse IPM 2014 in Essen organisierte die Messe Essen gemeinsam mit der Stiftung Die Grüne Stadt eine Fachveranstaltung mit Kurzvorträgen zum Thema Grüne Stadtentwicklung.

Urbanes Grün ist eine lohnende Investition in die Zukunft unserer Städte und Quartiere“ lautete der programmatische Titel des Eröffnungsreferates von Evamaria Küppers-Ullrich vom Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW.

Grüne Stadtentwicklung fehlt

Die Realität sei jedoch in vielen Kommunen nicht ganz so grün: Die mageren Budgets der Grünverwaltungen einerseits und die Tatsache, dass es Konkurrenzen um die verbliebenen Freiflächen gebe, seien zwei ganz wesentliche Problemfelder.

Das Ministerium hat unter der Zielstellung Grüne Stadt und Förderung des urbanen Grüns in der integrierten Stadtentwicklung bereits zahlreiche Workshops durchgeführt und Forschungsaufträge vergeben, um Maßstäbe und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Deutlich sei, dass eine stärkere Aufmerksamkeit für den Wert von Grün- und Freiflächen in der Öffentlichkeit und bei Entscheidern notwendig sei – diese zu unterstützen ist Ziel eines jüngst in Auftrag gegebenen Handlungsleitfadens Urbanes Grün für die Kommunen.

Als relevante Handlungsfelder sind Klimafolgenanpassung, Biodiversität, Quartiersaufwertung, grüne Baukultur, neue Partnerschaften und Finanzierungsmodelle vorgesehen. Zielgruppen sind Planerinnen und Planer, weitere Sachkundige und Interessierte sowie die Kommunen.

Integrierte grüne Stadtentwicklung

Runrid Fox-Kämper, Leiterin des Forschungsfeldes Gebaute Umwelt im Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung [ILS] in Dortmund, stellte den Forschungsbericht 2013 Urbanes Grün in der integrierten Stadtentwicklung vor.

Deutlich wurde, dass der Stellenwert von urbanem Grün für eine nachhaltige Raumentwicklung in der kommunalen Praxis noch längst nicht hinreichend bekannt ist. So werde das Grün bisher häufig nur partiell und projekthaft in die Stadtentwicklung integriert.

Wesentliches Instrument seien Leitbilder, die auch im Falle von Zielkonflikten wichtige Entscheidungshilfen bilden.

Als gutes Beispiel für die Qualifizierung des öffentlichen Raums nannte Fox-Kämper unter anderem die Stadt Bielefeld mit ihrem Ziel, ein System wohnortnaher, zu Fuß erreichbarer Grünflächen zu etablieren.

Der richtige Baum am richtigen Ort

Städtisches Grün im Klimawandel: Neue Straßenbäume? war der Titel des Vortrages von Dr. Joachim Bauer.

Der stellvertretende Leiter des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen Köln und Sprecher des Arbeitskreises Stadtbäume in der Gartenamtsleiterkonferenz GALK beim Deutschen Städtetag, informierte über Baumarten, die den hohen Anforderungen in der Stadt gerecht werden.

Städte böten ihren Bäumen oft miserable Lebensbedingungen: Stadtbäume seien belastet durch versiegelte und verdichtete Böden, Nährstoffarmut und Wassermangel, Anfahrschäden durch Autoverkehr und Verletzungen bei Baumaßnahmen.

All dies senke ihre Lebenserwartung dramatisch, wovon Bäume an Straßen deutlich stärker betroffen seien als Parkbäume. Dr. Bauer empfahl den Teilnehmern die Straßenbaumliste.

Neben der Auswahl des richtigen Baumes für den richtigen Ort sei jedoch vor allem eine gute Vorbereitung die beste Voraussetzung für erfolgreiche Pflanzungen in Städten.

Die geltenden Standards hinsichtlich Größe des Pflanzlochs, Substrat und Versorgung seien dringend einzuhalten.

Pflanzen im Mittelpunkt

Abschließend erläuterte der Berliner Landschaftsarchitekt Kamel Louafi im Gespräch mit Stiftungsvorstand Peter Menke seine Ideen für eine grüne Stadtentwicklung.

In seinem jüngst herausgegebenen Buch Grüne Inseln in der Stadt kommen 25 Landschaftsarchitekten und Architekten zu Wort und zeigen ihre Visionen für die Stadt der Zukunft.

So unterschiedlich die Einzelansätze auch sind – es gibt sozusagen einen grünen Faden, der die Ideen miteinander verbindet: Pflanzen sind die wichtigsten Gestaltungselemente der Landschaftsarchitekten.

„Unterschiedlicher Habitus, Farben, die Jahreszeiten, Licht oder Schatten-Spiele oder der inszenierte Gegensatz des Künstlichen und des Natürlichen – all dies gibt uns die Chance, auch bei reduzierter Gestaltung vielfältig zu sein“, so Louafi.

Neuere Entwicklungen wie Urban Gardening zeigten auf, dass es ein Bedürfnis nach Naturerleben in den Städten gebe. Dass diese Konzepte auch dazu beitragen, dass sich eine neue Beteiligungskultur entwickelt, liege auf der Hand.

Louafi machte aber auch deutlich, dass all dies die Expertise von Städteplanern, Landschaftsarchitekten, Landschaftsgärtnern und Baumschulgärtnern keineswegs in Frage stellte.

Die Stadt der Zukunft ist grün – könnte als Fazit der Veranstaltung festgehalten werden – aber auch, dass es noch viel zu tun gibt, um in der Öffentlichkeit und bei Entscheidern das Bewusstsein für den Wert von lebendigem Grün zu entwickeln. [DGS, Foto]

 

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