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Fichte: Baum des Jahres 2017
Die Gemeine Fichte [Picea abies] wurde von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres 2017 ernannt: Regional, vor allem in Süddeutschland und in den Alpenländern, trägt sie auch den botanisch nicht ganz korrekten Namen Rottanne. – Sie ist die einzige in Deutschland natürlich vorkommende Fichtenart. Im folgenden Text wird sie daher der Einfachheit halber schlicht Fichte genannt.
Die Fichte: ganz schön kontrovers
Höchst kontrovers und emotional kann es zugehen, wenn von der Fichte die Rede ist. Für die einen trägt sie den unantastbaren Glorienschein des „Brotbaums der deutschen Forstwirtschaft„.
Dagegengehalten wird unter anderem auch mit Sätzen wie: „Willst du den Wald bestimmt vernichten, pflanze nichts als reine Fichten!“
Es geht dabei selbstverständlich nicht um die Fichte an sich: Die ist unschuldig. Aber an ihr entzündet sich immer wieder die Frage, wie naturnah unsere Wälder sein könnten, ohne ihre Wirtschaftlichkeit zu verlieren?
Fichten und Klimawandel
Dieser im Grunde schon seit über hundert Jahren ausgetragene Disput wird allerdings zunehmend überlagert von der Frage, wo und vor allem wie lange es angesichts der zunehmenden Klimaveränderung überhaupt noch einen Platz in Deutschland für die Fichte geben wird.
Die weltweite Klimaveränderung – vor allem durch die immense Nutzung fossiler Brennstoffe in Gang gebracht – ist auch in Deutschland längst zu spüren. Sie kommt unter anderem mit häufigeren und stärkeren Stürmen, mit höheren Temperaturen und längeren Trockenperioden daher.
Das bedeutet zunächst einmal, dass die schon jetzt sehr großen Risiken in den Fichtenbeständen, die Sturmschäden und die Massenvermehrung vor allem von Borkenkäfern, noch deutlich zunehmen werden.
Die Fichte aus dem hohen Norden
Eigentlich ist die Fichte ein Baum der Taiga: Dort, in dieser eher kalten, sogenannten borealen Vegetationszone liegt ihr natürliches Hauptverbreitungsgebiet. Von Skandinavien über die baltischen Länder bis kurz vor dem Ural prägt sie zusammen mit Birken, Aspen oder Kiefern weite Teile dieser nordischen Waldlandschaft.
Folgt man der Sicht einiger Forstwissenschaftler, die die sehr ähnliche, weiter östlich sich anschließende Sibirische Fichte lediglich als eine Unterart der Gewöhnlichen Fichte ansehen, dann reicht ihr Verbreitungsgebiet sogar bis an den Pazifik im Fernen Osten Russlands.
Die Fichte in der Forstgeschichte
Ohne den jahrtausendelangen menschlichen Einfluss wären unsere heutigen Wälder zu über neunzig Prozent Laubmischwälder, überwiegend geprägt von Buchen und Eichen. Tatsächlich aber sind die Nadelbäume heute in der Mehrheit.
Denn auch die Kiefer, die in unseren Breiten ebenfalls von Natur aus nur auf wenigen Standorten vorkommen würde, ist zum Brotbaum Nummer zwei der deutschen Forstwirtschaft arriviert. Diese tiefgreifende Umgestaltung begann Ende des 18. Jahrhunderts.
Für die Wiederbewaldung offener, ungeschützter und an Nährstoffen verarmten Flächen sind nur wenige Waldbaumarten geeignet. Neben der Kiefer ist das in erster Linie die Fichte. Die braucht eine einigermaßen gesicherte Wasserversorgung, hat ansonsten aber kaum besondere Nährstoffansprüche.
So kam es, dass nun mehr und mehr auf Standorten, auf denen ursprünglich mal nur Laubwälder wuchsen, reine Waldbestände aus gleichaltrigen Fichten heranwuchsen.
Zwar waren diese Aufforstungen mit Fichten von vielen Forstleute nur als eine einmalig notwendige Maßnahme gedacht, damit sich die übernutzten Waldflächen erholen können. Danach sollte zu den naturnäheren Laubholzwäldern zurückgekehrt werden. Doch die zunehmende Industrialisierung und das Wachstum der Städte ließen solche Überlegungen schnell wieder in Vergessenheit geraten.
Die Fichte als Baum
Die grundlegende Architektur der Fichte ist – ähnlich wie bei Tannen und einigen anderen Nadelbäumen – zunächst einmal recht simpel: Ein gerader, aufrechter Stamm, der sich jedes Jahr an der Spitze um einen Trieb verlängert und drumherum einen neuen Quirl aus Seitenästen treibt.
Diese Seitenäste wiederum verlängern sich jedes Jahr um einen Haupttrieb geradeaus und zwei direkt schräg rechts und links abgehende kräftige Seitentriebe zweiter Ordnung. Weitere, aber schwächere Seitentriebe zweiter Ordnung wachsen unregelmäßig zwischen den Nadeln des Vorjahrestriebes heraus.
Jeder kennt es – so ist der klassische Weihnachtsbaum aufgebaut – geometrisch wie ein Kegel. Der etagenweise Aufbau ist gut zu erkennen.
Die spitzen, etwas pieksigen Nadeln sind rundum grün, meist vier-, gelegentlich auch nur dreikantig. Sie haben eine mehrjährige, merkwürdigerweise auch von Meereshöhe und Breitengrad abhängige Lebensdauer.
Je höher und je nördlicher, desto mehr Nadeljahrgänge sind an den Zweigen zu finden: Im Alpengebiet, beispielsweise auf 300 Meter, werden die Nadeln fünf bis sieben Jahre alt. In den Hochlagen oberhalb von 1600 Meter fallen sie dagegen erst nach elf, zwölf Jahren ab.
Die Fichte blüht etwa im April und Mai, in Hochlagen manchmal auch erst im Juni. Sie hat – getrennt, aber am selben Baum – männliche und weibliche Blüten.
Die ab September reifenden, hellbraunen und meist etwas harzenden Zapfen sind um die 15 cm lang. Sie hängen von den Zweigen nach unten. Im Verlauf des Winters und bis in den April hinein öffnen sie bei trockenem Wetter ihre Zapfenschuppen und geben die Samen frei, um diese zu verbreiten. [BDJ, Roloff Foto]
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