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Neue Parks braucht das Land

Die UNO Gesundheitsorganisation [WHO] definiert Gesundheit so: "Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen." Nach dieser weltweit gültigen Definition sind Gärten, Parks und Landschaften existentiell wichtig für die Gesunderhaltung der Menschen, denn sie sprechen gerade das an, was in dieser Definition die eigentliche Herausforderung ist: "Geistiges und soziales Wohlempfinden" - Wenn es Parks, Gärten und Spielplätze nicht schon gäbe, so müsste sie die WHO neu erfinden. Die Definition birgt allerdings auch für die Landschaftsarchitekten und Gärtner eine Herausforderung, denn warum bleiben sie so oft im Hintergrund, wenn ihre Produkte und Anliegen gesellschaftlich doch so gesucht sein müssten?

 
Mehr zum Thema: Gärten und Parks, Landschaftsgestaltung, Natur und Umwelt, Pflanzen

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24/09/2008 [#] Der Gartennewsletter: Die Gartenwoche im Überblick.

Eine Neubesinnung auf die Wertigkeiten der landschaftsarchitektonischen Botschaft, kann aber angesichts des Fehlens einer heutigen Vision für die Landschaftsarchitektur von entscheidender Wichtigkeit sein: Die grüne Branche sollte deshalb mit Selbstbewusstsein für die grüne Sache werben: Eine neue Verbindung von Gesundheit und Landschaftsarchitektur kann zu einer ganz wunderbaren Freundschaft führen und die Branche näher an die gesellschaftliche Mitte bringen. Gesundheit, Heilung und Prävention sind Anliegen und Aufgabenfelder, von denen viele profitieren können. Sie bilden zudem wichtige Zukunftsaufgabenfelder, von denen die ganze grüne Zunft profitieren wird.

Übrigens ist die enge Verbindung von Landschaftsarchitektur, Gesundheit und Wohlempfinden keine neue Botschaft, die dem heutigen Zeitalter der Wellness geschuldet ist: Die Landschaftsarchitektur selbst, jedenfalls was ihre sozialen und demokratischen Wurzeln betrifft, verdankt ihre wesentlichen öffentlichen Aufgabenfelder einem gesundheitspolitischen Impuls. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden Stadtparks, Kleingärten, Friedhöfe und Spielplätze, weil man damit die stadtökologische, soziale und sanitäre Situation in den immer größer werdenden engen, ungesunden und ungerechten Städten verbessern wollte, ja musste. Der Schrei nach "Licht, Luft und Sonne" war kein Ruf nach Luxus, sondern ein existentielles und erfolgreiches Bestreben, gesellschaftlich und individuell das Leben und Zusammenleben in den Städten gesünder, sozialer und friedlicher werden zu lassen. Wer mag, kann diese vornehme Aufgabe sogar noch etwas grundlegender betrachten, denn es gibt in fast allen Kulturen weltweit eine große Vision, die Parks, die Gärten und andere Freiräume als paradiesische Orte zu begreifen.

Was kann dies nun für die ganz banale Wirklichkeit in Grünflächenämtern, Planungsbüros, Gartenbaufirmen und Naturschutzbehörden bedeuten? Wir brauchen wieder eine berufliche Vision, die gesellschaftliche Relevanz und individuelle Begeisterung auslösen kann, eine Utopie, die mit den konkreten Leben und Wünschen, vielleicht auch mit der heutigen Spiritualität der Menschen zu tun hat. Eine derartige Vision könnte in einer modernen wie zeitlosen Interpretation des Freiraumes als nützlicher, schöner und gesunder Ort liegen. Ein zukunftsträchtiger Ort, in dem man Vergangenheit spüren und Gegenwart leben kann.

Konkret bedeutet dies, dass die bestehenden Grünanlagen selbstkritisch analysiert und auf ihre Potentiale hin untersucht werden müssen: Denn wir wissen mehr über die Ansprüche der Frösche in Feuchtbiotopen als über die unterschiedlichen Ansprüche der Menschen an unsere Parks und Gärten. Wir brauchen unterschiedliche Nutzungs- und Schönheitsmodelle, eine echte experimentelle Park- und Landschaftsarchitektur, die sich gleichermaßen an Programmatik, Ästhetik und Sozialethik orientiert. Dazu gehört auch die Entwicklung einer Art Gesundheitsmatrix für Park- und Gartennutzungen. Was können die Produkte und Dienstleistungen der grünen Branche hier bewirken? Entsprechen sie überhaupt, oder noch oder wieder den heutigen Ansprüchen an einen schönen, gesunden oder nützlichen Ort? Geht von ihnen der gewisse grüne Glanz aus, der sie zu besonderen Orten macht, wie man dies etwa in einigen Kurparks des 19. Jahrhunderts oder in einigen historischen Landschaftsparks findet?

So kann man beispielsweise die positive Geschichte des Kurparks für den heutigen Stadtpark nutzen: So wie man im späten 19. Jahrhundert Stadtparks als Gesundheitsräume gegen die Mangel- und Infektionskrankheiten jener Zeit baute, gegen Tuberkulose oder Cholera, so muss man heute Parks gegen die Zivilisationskrankheiten unserer Zeit errichten und entwickeln: gegen Depression, Bewegungsmangel, Übergewichtigkeit, Kreislauferkrankungen und allerlei Alterskrankheitsbilder in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die Zukunft der Landschaftsarchitektur wird sozial- und gesundheitspolitisch sein oder sie wird noch weiter zu einer elitären Randerscheinung einiger betuchter Gartenliebhaber und Lokalpolitiker, die sich allerlei Verrücktheiten leisten können.

Wir brauchen neue Parkmodelle, neue Ausstattungssysteme, systematische Untersuchungen über Freiraumverhalten und soziale Ästhetiken: Dazu gehört auch eine politische Initiative, die den Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Presse die Potentiale von Gärten, Parks und Landschaften aufzeigt. Wir müssen den Menschen verdeutlichen, dass eine grüne Stadt nicht nur eine gesündere, sondern auch eine lebenswertere Stadt ist und der Garten als 'dritte Natur' Teil des vollständigen Wohnraumes ist, und wesentlich zum Wohlbefinden der Menschen beiträgt. Hierzu gehört auch die Entwicklung neuer Grünräume, die den heutigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gerecht werden, also beispielsweise neue, mehr Generationen ansprechende Spielräume, die den demografischen Veränderungen gerecht werden. Das Friedlich-Freundliche-Miteinander, das über jeglicher Parknutzung liegt, ist ein positives Gartenkulturerbe.

Es braucht so etwas wie das Modell für einen neuen Volkspark: eine sozial- und gesundheitspolitische Grundintention, die ästhetisch anspruchsvoll ist, die die Mitarbeit der Leute bei der Planung und Unterhaltung vorsieht, die die verschiedensten heutigen sportlichen Bedürfnisse ermöglicht [warum findet Schul- und Freizeitsport eigentlich auf genormten Sportplätzen statt?], die zu einem multiethnischen Nebeneinander [zum Beispiel nach dem Vorbild der "Internationalen Gärten"] und vielleicht auch zum späteren Miteinander führt. Dazu muss man auf die vorherrschenden Trendsportarten zugehen statt ihnen zähneknirschend Raum zu geben. Hier muss man - wenn man möchte auch unter Anleitung - Tai-chi, Yoga, Meditationstechniken und andere Methoden individueller Gesundheitsvorsorge ausüben können. Für diesen neuen Volkspark des 21. Jahrhunderts braucht es gar keine neuen Flächen, man kann manchen gesichtslosen Park mit diesem neuen Parkprogramm optimieren. Vielleicht braucht es neuer Anleitungen und Gerätschaften, die auf eine breitensportlichere und vielfältigere Nutzung der Grünräume hindeuten.

Ein ganz Besonderes an unseren Zufriedenheitsprodukten Parks und Gärten liegt darin, das sie in Relation zu anderen Produkten und Dienstleistungen relativ preiswert sind: "Grün hilft Sparen" war der Titel einer Zeitschrift aus den 50er Jahren. Wir müssen stärker an diese sozialwirtschaftlichen und ökologischen Zusammenhänge appellieren. Dazu kann man sozial- und gesundheitspolitisch eine Gegenrechnung aufmachen, die gerade den urbanen Aufgabenfeldern der Landschaftsarchitektur eine große präventive, soziale und kulturelle Bedeutung zuweist, die auch in einer globalisierten Welt sinnvoll und volkswirtschaftlich preiswert sind:

Wie viel Gesundheitskosten lassen sich durch eine optimale Grünversorgung einsparen? Wie viel weniger Gewalt bedeuten interessante Schulhöfe und Spielräume? Wie viel Integrationskosten lassen sich einsparen durch Kleingärten, Spielplätze und Mietergärten? Wie viel weniger an Energie wird verbraucht, wenn wir die Stadtparks als Freizeiträume auch für innerstädtische Autofahrer wiedergewinnen, die sonst an den Wochenenden ins Umland fahren? Was sparen wir an Sozialarbeitern, Polizisten, Altenpflegern und Gefängnisaufsehern wenn es uns gelingt, die Arbeitsfelder im Bereich der Park- und Gartenpflege zu sozialisieren, das bedeutet sozialere Formen der Gartenbewirtschaftung und -Unterhaltung als den grünen Staubsauber zu entwickeln? Wie haben Mehrgenerationengärten auszusehen, die Jung und Alt zusammenführen können? Wie gering sind dagegen letztlich die kommunalwirtschaftlichen Kosten für den Besuch eines Parks oder Kinderspielplatzes! Es gibt viel zu tun. Die große Zukunft für das urbane Grün liegt noch vor uns.


Autor: Prof. Dr. Jürgen Milchert, Studium der Landespflege an der Universität Hannover, anschließend wissenschaftliche und freiberufliche Tätigkeit in Hannover und Berlin. 1989 Habilitation an der TU Berlin für das Fachgebiet Freiraumplanung. Von 1989 bis 1997 Leiter des Gartenbauamtes Bremerhaven, seit 1997 Professor für Freiraumplanung und Kulturgeschichte am Fachbereich Landschaftsarchitektur der Fachhochschule Osnabrück.


Siehe auch:
- Gärten und Parkanlagen im Verzeichnis
- Bundesgartenschauen: Zeitgeist Garten und Landschaft
- BuGa: Nachhaltige Nutzung
- Natur in der Stadt ... aber wie?
- Grün senkt Schadstoffbelastung in der Stadt

 
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