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15/01/2013 [#] Der Gartennewsletter: Die Gartenwoche im Überblick.
Während zu ebener Erde mehr und mehr Flächen verbaut, verplant oder für den Verkehr gebraucht werden, liegen auf den Dächern riesige Areale brach: Seit ein paar Jahren entdecken immer mehr Bauherrn, Hausbesitzer und Architekten in Baden-Württemberg dieses ungenutzte Potential und lassen auf Dächern extensive Grünflächen oder intensiv begrünte Dachgärten entstehen.
Diese neuen Grünflächen sind aber nicht nur zur Kompensation des zunehmenden Landverbrauchs äußerst sinnvoll, sie haben darüber hinaus noch viele weitere Vorteile: Wir haben zum Thema mit Stephan Arnold, Landschaftsgärtner aus Leinfelden-Echterdingen und Vorstand 'Landschaftsgärtnerische Fachgebiete' im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V., gesprochen.
Herr Arnold, zahlt es sich in Baden-Württemberg für Hausbesitzer aus, Dächer zu begrünen?
Arnold: Auf jeden Fall! Gründächer sind eine Investition in die Zukunft, die über viele Jahre eine ökologische und ökonomische Rendite abwerfen. Mit einem solchen Dach sorgt man für eine Verbesserung des Stadtklimas und schafft neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Außerdem kann ein Garten auf dem Dach nicht nur den Wert einer Immobilie steigern, sondern er ist auch gleichzeitig ein Kostensparmodell: Einer der wichtigsten Vorteile der Dachbegrünung ist der Regenwasserrückhalt. Mit der flächendeckenden Einführung der gesplitteten Abwassergebühr in Baden-Württemberg wird das ökologische Engagement der Hausbesitzer durch reduzierte Gebührensätze belohnt. Ein begrüntes Dach sorgt außerdem für einen verbesserten Wärme- und Kälteschutz des Hauses, was natürlich zu Einsparungen bei den immer teurer werdenden Energiekosten führt. Auch die Dachabdichtung ist durch eine Pflanzenschicht besser geschützt, so dass Reparaturen und Erneuerungen wesentlich seltener durchgeführt werden müssen.
Ist die Anzahl der Gründachprojekte im 'Ländle' - im Vergleich zum Rest der Republik - besonders hoch?
Arnold: Baden-Württemberg darf tatsächlich als Motor der Gründach-Idee in Deutschland bezeichnet werden. Bereits seit Mitte der 1980er Jahre wird die Dachbegrünung hier durch kommunale Maßnahmen und eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit der Verbände gefördert. Aufgrund der jahrzehntelangen Tradition der Dachbegrünung ist die Anzahl der begrünten Dächer in Baden-Württemberg besonders groß. Alleine in Stuttgart gibt es mehr als eine Million Quadratmeter begrünte Dachflächen.
Gibt es eine Region in Baden-Württemberg, die beispielhaft ist in der Förderung von Gründächern?
Arnold: In Stuttgart werden aus Gründen des Stadtklimas in neu ausgeschriebenen Baugebieten sehr viele Flach- und Pultdächer begrünt. Dies gilt auch für Garagen und Carports. Aber auch andere Städte und Gemeinden setzen auf die Vorteile der bepflanzten Dachflächen - vor allem im Rahmen der kommunalen Strategien zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung. Einige Städte - wie beispielsweise Karlsruhe - fördern sogar die Begrünung von Gebäuden im Bestand mit attraktiven finanziellen Zuschüssen.
Legt man in Baden-Württemberg auch bei öffentlichen Gebäuden besonderen Wert auf begrünte Dachflächen?
Arnold: Ja, denn die Begrünung kommunaler Gebäude besitzt neben den ökologischen und ökonomischen Vorteilen auch eine wichtige Vorbildfunktion. Mit ihnen wird zukünftigen Generationen gezeigt, wie bei Baumaßnahmen der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen gewährleistet werden kann. Deshalb sind in Baden-Württemberg neben den Verwaltungsgebäuden auch viele Dächer von Schulen und Kindergärten grün.
Inwieweit arbeiten Architekten und Garten- und Landschaftsbauer zusammen, wenn es um die Planung und Umsetzung neuer Gebäude mit einem begrünten Dach geht?
Arnold: Ideal ist es natürlich immer, wenn sich Bauherr, Architekt und Landschaftsgärtner zusammensetzen und gemeinsam planen, um so das Umwelt- und Nutzungspotential einer Dachfläche optimal zu entwickeln. Nicht nur der Informationsaustausch über die Baugrundlagen wie Statik, Dachneigung, Zugangsmöglichkeiten usw. sind dabei wichtig. Viele Dachbegrünungen sind heute ein attraktiver Blickfang und ein wichtiges Gestaltungselement moderner Architektur. Deshalb sollten bei der Anlage und Pflanzenauswahl viele Aspekte bedacht und abgestimmt werden.
Sind grüne Dächer ein fester Bestandteil des Leistungsspektrums eines Landschaftsgärtners?
Arnold: Dachbegrünung ist ein Spezialgebiet des Garten- und Landschaftsbaus. Es erfordert schon einiges an Know-how, um den Extremstandort Dach sicher und interessant zu gestalten und zu pflegen. In Baden-Württemberg gibt es zahlreiche Landschaftsbaufachbetriebe, die in den letzten Jahrzehnten viele Erfahrungen mit Dachbegrünung sammeln konnten und entsprechende Referenzen aufweisen können. [GPP]
Siehe auch:
- Dachgärten
- Dachbegrünung: Begrünte Dächer
- Extensive Dachbegrünung
- Dachbegrünung liegt im Trend
- Deutschlands Dächer werden grün
- Dachgärten für Großstadtneurotiker
- Dachbegrünungssystem
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