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Geiz ist geil! ... oder auch schlicht lebensgefährlich

In letzter Zeit erleben wir als Verbraucher eine Inflation von Billigstangeboten. Ob bei Textilien, Computern, Werkzeugen oder Gartengeräten: alles wird zu fast schon unglaublich günstigen Preisen auf den Markt geworfen. Fast jeder hat solch ein Schnäppchen schon einmal im Vorbeigehen in seinen Warenkorb gelegt, mit dem Gefühl: "Billiger komme ich so schnell nicht wieder an was Ähnliches!" Aber ist das wirklich so? Können diese Geräte etwa mit Qualitätswerkzeugen oder hochwertiger Gartentechnik mithalten? Wegen aktueller Untersuchungsberichte bezüglich der Qualität solcher Billigstangebote wollen wir das Thema einmal aus verschiedenen Blickwinkeln für den Bereich Gartentechnik beleuchten.

 
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05/08/2005 [#] Der Gartennewsletter: Die Gartenwoche im Überblick.

Vor einigen Jahren tauchten auf internationalen Messen erste 1:1-Kopien von Motorgeräten auf: Bevorzugt wurden zuerst die hochpreisigen Geräte und Motoren nachgebaut. Bis auf die letzte Schraube war alles gleich oder besser: fast gleich. Denn nachdem die betroffenen Hersteller ihre scheinbar 'eigenen' Geräte untersucht hatten, stellte sich heraus, dass Werkstoffe, Toleranzen, definierte Laufzeiten oder auch Sicherheitseinrichtungen deutlich schlechter ausfielen als beim Original. Selbst offensichtlich und erkennbare Patentrechte wurden frech ignoriert. Und das alles zu Einkaufspreisen, die etablierte Hersteller den Kopf schütteln ließen.

Wie war so etwas möglich? Eine Motorsäge, die bisher vielleicht ab 3oo Euro aufwärts gehandelt wurde, boten die Verkäufer aus fernen Ländern für knapp über 1oo US-Dollar oder weniger als 1oo Euro an: und das bei angeblich gleichen Leistungs- und Sicherheitsdaten. Bei genauerem Hinsehen und Recherchen der betroffenen Unternehmen in Fernost und dort vor allem in China, wich das scheinbare Wunder einer realistischen Einschätzung, die sich sehr schnell als Gefahr für die westlichen Hersteller herausstellte: In China liegen die Kosten für die Arbeitsstunde eben noch bei 6o Cent, wogegen ein europäischer Hersteller mit mindestens dem zwanzigfachen rechnen muss. China ist ein Land im Aufbruch, das eigene Waren, die ausgeführt werden können, häufig noch immer subventioniert, um sie am Weltmarkt absetzen zu können.

Einmal angeboten, tauchte die Billigstware sehr schnell in allen möglichen Verkaufskanälen auf, zum Teil sogar beim Fachhandel: Wer sich am Einkauf aus Fernost Containerweise beteiligte, lobte die Ware am Anfang vor allem wegen ihrer unglaublich großen Spannen, die zu erzielen waren. Bald sprangen die Baumärkte auf den sich langsam in Fahrt setzenden Zug auf, dann folgten die Discounter an der Spitze mit Aldi und Lidl. Auf diese Chance hatten die Letztgenannten schon lange gewartet: Motorgeräte und Werkzeuge saisonbezogen in ihr Sortiment aufzunehmen, und das auf Preisniveaus, die Baumärkte oder geschweige der Fachhandel bis dahin nicht gekannt hatten.

Seitdem haben diese Saisonaktionen Konjunktur: Eigentlich jede Woche wird ein anderes Geschäftsfeld mit einer gezielten Aktion überzogen. Sei es nun Motorrad- oder Reitsportbekleidung, Anglerzubehör oder Handgeräte für die Gartenarbeit, um nur einige Beispiele aufzuführen. In der Zwischenzeit ist ein regelrechter Kampf darüber entbrannt, wer es in welchem Handelssegment noch einmal billiger kann. Und die abgesetzten Stückzahlen geben den Billiganbietern recht, die für sich ganz selbstbewusst reklamieren, ihr vordringlicher Auftrag sei die Versorgung der Kunden mit Waren, die sich jeder leisten könne, also zu möglichst niedrigen Kosten.

Manche behaupten sogar, dass damit eine für alle Beteiligten positive Marktausweitung einhergeht: Als nämlich die ersten Billig-Gartenhäcksler und Stromgeneratoren auf den Markt kamen, schossen die Gesamtmarktzahlen in die Höhe. Hier hatten erstmals Kunden ein Gerät gekauft, weil es ein bestimmtes Preisniveau unterschritt. Oft haben diese Kunden dann später ein leistungsstärkeres und damit höherpreisigeres Gerät erworben.

Kritiker wenden hingegen ein, dass die zu Billigstpreisen abgesetzten Mengen nur eine kurzfristige Marktbelebung herbeiführen, die dann schnell zur Übersättigung und damit zu Absatzproblemen für alle führt: Und in der Tat ist eine Übersättigung im Discountbereich längst erkennbar. Nach neuesten Untersuchungen hat eine entsprechende Aktion heute nur dann Erfolg wenn alles passt. Die Zeiten, dass in wenigen Tagen geschätzte 60.ooo Computer in einer Verkaufsaktion über die Ladentheke wanderten, sind jedenfalls lange vorbei.

Bei den Importen aus Asien erhalten viele Handelsgruppen Unterstützung durch Unternehmen, die sich sehr schnell auf die Besonderheiten des Chinageschäfts spezialisierten: Sie sorgen für termingerechte Lieferung, achten so weit wie möglich auf definierte Qualitätsvorgaben und bieten Hilfestellung bei Fragen der Einfuhr in die Europäische Gemeinschaft oder bei der Suche nach Prüfinstituten, die vorgeschriebene Prüfsiegel vergeben.


Beispiel Motorsägen: Eine der ersten Discountaktionen im Bereich Gartentechnik war der Verkauf einer baugleichen Benzinmotorsäge über verschiedene Handelsgruppen auf Discounterseite [etwa Aldi-Süd: King Craft für 129 Euro] und Baumarktseite [etwa Bauhaus: Hurricane PS 40 für 99 Euro], die vom taiwanesischen Hersteller Jenn Feng produziert wurden. Insgesamt wurden davon enorme Stückzahlen in Deutschland abgesetzt, laut WirtschaftsWoche [2005, Nr. 20, S. 87] mehrere 100.ooo Stück, auch unter den weiteren Bezeichnungen: Einhell MKS, Al-Ko KB und Grizzly BKS oder Hanseatic.

Und was taten die europäischen und japanischen Hersteller gegen diesen Angriff? Sie untersuchten die Geräte in ihren Testlabors gründlich, und stellten fest, dass diese in keinster Weise die eigenen Qualitätsstandards erreichten, ja oft sogar nach kürzester Laufzeit den Geist aufgaben. Und dann stellten die Ingenieure des führenden Herstellers von Motorsägen auch noch Sicherheitsmängel fest: Der Gashebel der Sägen klemmt unter bestimmten Voraussetzungen, was laut europäischer Gesetzgebung unter gar keinen Umständen, weil möglicherweise lebensgefährlich für den Bediener, sein darf. Wenn kein Gas mehr gegeben wird, muss die Säge in die Leerlaufpostion zurückkehren und die Kette zum Stillstand kommen.

Das Ganze wurde noch durch den Umstand getoppt, dass ein renommiertes Prüfinstitut, der TÜV Rheinland, den Motorsägen in Form des GS-Zeichens [Geprüfte Sicherheit] seinen Segen zur Markteinführung erteilt hatte: Der wurde dann zwar schnell wieder zurückgezogen, weil, wie es hieß, nur Baumuster geprüft wurden, die später mit der in hohen Stückzahlen gefertigten Ware nicht vergleichbar gewesen seien. Dies sei, vor allem bei preisgünstigen Waren aus Asien, aber kein Einzelfall, meint der TÜV Rheinland und wirft damit selbst die Frage auf, inwieweit der Segen des TÜV insoweit überhaupt noch Relevanz hat?

Aber damit nicht genug: Im Fall der taiwanesischen Motorsägen unterblieb eine für solche Fälle in der EU vorgesehene Rückrufaktion. Dies sogar, obwohl beispielsweise die Baden-Württembergische Umweltministerin Tanja Gönner und Edda Müller, Vorstand des Verbraucher-Zentralen Bundesverbandes, mit Nachdruck einen Rückruf der lebensgefährlichen Motorsägen fordern.


Noch stärker betroffen von der Billigstware aus China sind die deutschen Werkzeughersteller, zusammengeschlossen im Fachverband Werkzeugindustrie [FWI]: Der hat jetzt einmal seine Sichtweise dargestellt, aber auch die Auswirkungen der Billigstkonkurrenz. Als Konsequenz wollen sich verschiedene Verbandsmitglieder wieder am alten, aber weltweit positiv besetzten Begriff 'Made in Germany' orientieren.

Nun mag mancher denken, dass doch immer noch sehr viel Luft, sprich: Gewinne, im deutschen Einzelhandel zu erzielen seien. Bei dieser Einstellung zu Rabatten und Nachlässen wird gerne übersehen, dass Deutschland weltweit mit zu den Ländern gehört, in denen der Wettbewerb und die Qualitätsstandards nicht zuletzt wegen unserer sprichwörtlich sehr hoch ausgeprägten Gründlichkeit mit zu den schärfsten gehören.

Das führt beispielsweise dazu, dass die Rendite im deutschen Lebensmitteleinzelhandel unter 1 Prozent liegt. Auch der Fachhandel muss sich dem harten Wettbewerb anpassen, und hat in den letzten Jahren einen oft existenziell spürbaren Verlust seiner Margen hinnehmen müssen. Sichtbar wird diese Entwicklung, wenn man sich alleine den Verlust vieler Einzelhandelsgeschäfte in unseren Städten vor Augen hält. Und dieses Ausdünnen der vorher funktionierenden deutschen Handelslandschaft ist nach Einschätzung von Experten noch lange nicht zu Ende.

Natürlich hat der Facheinzelhandel auf die Veränderung der Märkte reagieren müssen: Wenig bekannt ist dabei, dass er in Verbindung mit seinen Markenlieferanten oft ähnliche Einstiegspreisklassen anbieten kann, die oft nur wenig über den Baumarktpreisen liegen. Rechnet man Beratung, Werkstatt oder Ersatzteilservice mit ein, liegt der Facheinzelhandel oft auf Augenhöhe mit dem nur vermeintlich günstigeren Konkurrenten. Dabei hat der Fachhandel das Problem, nicht im gleichen Ausmaß mit Prospekten und Werbung in der Öffentlichkeit vertreten zu sein.

Wer mithin zu Billigstware greift, sollte sich über die Konsequenzen im Klaren sein. Er bekommt ein Produkt zu einem unglaublich niedrigen Preis und muss sich folgende Fragen stellen:

- Ist das Gerät wirklich sicher oder gar lebensbedrohlich?
- Schafft die Maschine die geplanten Arbeiten?
- Was ist mit Ersatzteilen, Service, Nachkaufmöglichkeiten?
- Lässt sich das Gerät bei einem Defekt überhaupt reparieren?
- Stimmt das Preisniveau im Verhältnis zur gebotenen Qualität?
- Wie fallen Beratung und Kundendienst insgesamt aus?

Gerade bei Hobbyanwendern, die nicht täglich entsprechende Geräte im Einsatz haben, sollten die oben angeführten Punkte einen hohen Stellenwert haben, damit aus dem vermeintlich billigen Kauf nicht letztendlich reine Kostenfresser werden oder die 'Investition' gleich abgeschrieben werden muss. Profis konzentrieren sich genau wegen dieser Punkte auf entsprechende Qualitätsprodukte: bei ihnen haben Schnäppchen so oder so keine Chance.

Am Schluss möchten wir die Auswirkungen der Billigstgeräte noch auf eine andere Dimension ausweiten: Was sich für viele Branchen [Autos, Maschinenbau, Magnetschwebebahn, ...] als neue Märkte für deutsche Unternehmen auftut, sorgt in anderen, lokal gebundenen für Arbeitsplatzverluste oder tief greifende strukturelle Veränderungen. Letztendlich entscheidet der Verbraucher, also Sie, ganz souverän darüber, welche Produkte er kaufen möchte. Und auch die europäischen und deutschen Hersteller werden sich dieser Entscheidung beugen müssen. Ihre Chance liegt in Qualität und Innovation: und das auf weltweiten Märkten, die wiederum Risiken und Chancen bieten. Schreiben Sie uns Ihre Meinung an: Redaktion@Gartentechnik.de

 
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