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Texturen und Strukturen: Den Garten neu entdecken

Pflanzen wirken auf vielfältige Weise. Oft fallen sie durch ihre Blüten oder ihre Blattfarben und Blattformen auf. Doch es gibt auch andere, weniger offensichtliche Eigenschaften, die zu ihrem Reiz beitragen. Dazu zählen Aspekte wie die Textur, also die Beschaffenheit der Pflanzenoberfläche, und die Struktur, das bedeutet: der innere Aufbau einer Pflanze. Wenn der Blütenreichtum des Sommers nur noch Erinnerung ist, gewinnen solche Pflanzeneigenschaften an Bedeutung und zeigen, dass ein Garten auch ohne kräftige Blütenfarben eine wunderbare Ausstrahlung haben kann.

 
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28/09/2004 [#] Der Gartennewsletter: Die Gartenwoche im Überblick.

Nach dem herbstlichen Laubfall wird der innere Aufbau der sommergrünen Bäume und Sträucher besonders deutlich: Sehr auffallend sind jetzt zum Beispiel die Zweige der Korkenzieher-Weide [Salix Tortuosa], die an Naturlocken erinnern. Dieser anspruchslose kleine Baum wird etwa 5 bis 7 Meter hoch. Die gelbbraunen, gedrehten Zweige können gut für Sträuße und Gestecke verwendet werden. Außergewöhnlich und skurril sind auch die Korkleisten an den kantigen Zweigen des Flügel-Spindelstrauches [Euonymus alatus Compactus], die zum Anfassen verführen. Dieser kleine, 1 bis 1,5 Meter hohe Strauch beeindruckt im Herbst außerdem mit seinen auffallenden, leuchtend roten Blättern.

Ein anderes Gehölz mit einer fantastischen Herbstfärbung ist der Amberbaum [Liquidambar styraciflua]: Die prachtvoll gefärbten Blätter in feurigen Rottönen machen ihn zu einem außergewöhnlichen Blickfang. Die fünf- bis siebenlappigen Blätter des Amberbaumes erinnern an die des Ahorns. Doch sie sind wechselständig angeordnet, während sich Ahornblätter paarweise gegenüber stehen. Nach dem Laubfall wird eine weitere Besonderheit dieses bisher relativ wenig bekannten Baumes sichtbar: Die Zweige sind häufig mit markanten, eigenwillig geformten Korkleisten verziert. Auffallend in der kalten Jahreszeit sind auch die kugeligen, bis 3 cm großen Früchte, die oft bis zum Winter am Baum bleiben. Je nach Standortverhältnissen kann der Amberbaum 1o bis 2o Meter hoch werden. Er eignet sich besonders als Hausbaum, der den Wechsel der Jahreszeiten deutlich sichtbar miterleben lässt.

Der Apfeldorn [Crataegus Carrierei] ist ein anspruchsloser kleiner Baum, der bis 7 Meter hoch wird und das ganze Jahr über attraktiv ist. Er behält seine dunkelgrün glänzenden, kräftigen Blätter je nach Witterung bis in den Dezember. Die zahlreichen orangeroten, apfelförmigen Früchte bleiben ebenfalls bei mildem Wetter bis in den Dezember oder Januar am Baum und sind eine wertvolle Nahrung für die hier überwinternden Vögel. Der Apfeldorn lässt sich bei Bedarf problemlos zurückschneiden und eignet sich gut als pflegeleichter Hausbaum auch für kleinere Gärten. Im Mai erscheinen intensiv duftende, weiße Blüten in großer Zahl, die einen schönen Kontrast zu den dunklen Blättern bilden. Der Apfeldorn entwickelt weniger Dornen als andere Crataegus-Arten und -Sorten, sie sind dafür aber mit 5 cm von beeindruckender Länge.

Gräser bezaubern im Herbst durch ihr anmutiges Erscheinungsbild, ihre sich sanft im Wind wiegenden Blätter und Halme und durch ihre Struktur. Sie fällt dann stärker auf als im Sommer, denn der Blick wird in dieser Jahreszeit nicht mehr so stark durch farbintensive Blüten abgelenkt. Weil die Hauptblütezeit vorbei ist, treten andere Eigenschaften der Pflanzen deutlicher hervor und bieten neue sinnliche Erfahrungen und Eindrücke. Das australische Lampenputzer- oder Federborstengras [Pennisetum] beispielsweise hat sehr zierende, plüschig-weich wirkende Blütenstände, die in der Tat an Flaschenputzer erinnern. Das Gartensandrohr Overdam [Calamagrostis Overdam] entwickelt über 1 m lange Blütenhalme und ist mit seinen markanten, feinen Blättern, die weiße Längsstreifen haben, ein besonderes Schmuckstück im Garten. Anfangs sind diese Streifen an den Blatträndern gelb und verblassen dann zu Weiß. Die elegant überhängenden Blätter des etwa 1,7 Meter hohen Zebragrases [Miscanthus Zebrinus] weisen besonders auffällige gelbe Streifen auf, denn sie verlaufen quer.

Um die stille Schönheit der Gräser sogar im Winter genießen zu können, wenn Schnee oder Raureif sie in faszinierende Skulpturen verwandelt, empfiehlt es sich, sie erst im April zurückzuschneiden. Der Rückschnitt im Frühjahr hat auch den Vorteil, dass Blätter und Blütenstände die Pflanzen noch vor der winterlichen Kälte schützen. Außerdem profitiert die heimische Tierwelt davon, denn die nicht zurück geschnittenen Gräser bieten etwa Vögeln im Winter Schutz und Nahrung.

Neben der Korkenzieher-Weide gibt es auch andere Ziersträucher, die mit ihrem eigenwilligen Wuchs auffallen: Die Korkenzieher-Hasel [Coryllus avellana Contorta] macht ihrem Namen alle Ehre, denn ihre Zweige sind stark gedreht. Weil diese Hasel nur 2 bis 4 Meter hoch wird und langsam wächst, ist sie ideal für kleinere Gärten, Innenhöfe oder große Kübel. Die 3 bis 4 Meter hohe Japanische Drachen-Weide [Salix Sekka] ist ebenfalls ein außergewöhnlicher Strauch, denn ihre Triebspitzen sind sehr breit und abgeflacht. Diese dekorative, so genannte Verbänderung wird durch einen leichten Rückschnitt oder Auslichtungsschnitt verstärkt. Im April sind die rotbraunen Zweige zudem dicht mit langen, silbrig-gelben Weidenkätzchen besetzt.

Auf den Charme graziler Gräser braucht auch der Balkongärtner nicht zu verzichten, denn zahlreiche kleinere Ziergräser eignen sich gut für die Bepflanzung von Balkonkästen, Töpfen oder Trögen. Der nur bis 2o cm hohe Blauschwingel [Festuca cinerea] hat silbergraublaue, strahlenartig abstehende Blätter und bildet dichte, halbkugelförmige Horste. Die bis 3o cm hohe Japan-Segge [Carex morrowii Variegata] fällt dagegen durch fontänenartig nach allen Seiten wachsende Blätter auf. Sie sind dunkelgrün mit dekorativen cremefarbenen Streifen an den Rändern. [PdM]

 
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