Vögel im Sommer füttern?

Sollte man Vögel im Sommer füttern? Spricht man mit Vogelfreunden über die Fütterung von Wildvögeln, so ist man schnell im Winterhalbjahr, bei Eis, Schnee und Körnerfutter. – Wären wir selbst Vögel, hätten wir eine andere Sicht der Dinge.

Zu keiner anderen Jahreszeit haben Vögel einen so hohen Energiebedarf wie just im Sommerhalbjahr.

Genau dann haben sie mit ihren Bruten alle Schnäbel voll zu tun: Inzwischen herrscht in dieser Zeit aber in Feld und Flur wahrer Futtermangel, sofern der Mensch nicht hilfreich eingreift.

Vögel im Garten: das Idealbild

Blaumeise, Rotkehlchen, Grünfink, Schwarzdrossel, Buntspecht – sie alle und noch viel mehr mögen wir im Garten wie die Blütenpracht der Sommerbeete.

Wer Singvögel jetzt in seinem Garten beobachtet, sieht, dass sie im Frühling und Sommer rastloser als sonst unterwegs sind.

Wenn sie nicht gerade die Zweige der Gartengehölze nach Insekten absuchen, das Laub am Boden nach Kerbtieren durchkämmen oder aber aus Samenständen die nahrhaften Saaten herauspicken, dann fliegen sie eilig von einem zum anderen Ort.

Immer in Bewegung, sind sie in diesen Monaten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang damit beschäftigt, Nahrung für sich und ihre Jungvögel herbeizuschaffen: Je üppiger das Nahrungsangebot, desto öfter brüten zahlreiche Gartenvögel.

Zwei oder mehr Bruten sind dann keine Seltenheit: Je mehr Vögel, umso besser für den Garten, der gerade in denjenigen Wochen, in denen Insektenpopulationen explodieren, von Blattläusen, Raupen und anderen unerwünschten Gartenbewohnern befreit wird.

Vögel im Garten: die Wirklichkeit

Für die gefiederte Welt zeichnet sich die Lebenswirklichkeit weniger bunt: Wo Gärten durchgestylt sind und nur wenig Wildwuchs zulassen, fehlen auch die zu den Wildpflanzen, von Brennnessel bis Faulbaum gehörenden Insekten.

So ist der Kleine Fuchs auf die Brennnessel als Nahrungspflanze für seine Schmetterlingsraupen angewiesen, der Zitronenfalter auf den Faulbaum – um nur wenige Beispiele zu nennen.

Und wo keine Disteln mehr auf den Äckern und Rainen wachsen dürfen, wundert es nicht, wenn der Stieglitz, auch Distelfink genannt, ausbleibt.

Vögel im Sommer füttern?

Was Vögel in der für sie besonders emsigen Zeit von Frühjahr bis Herbst besonders brauchen, ist fettreiche Nahrung: Anders als viele andere Wildtiere sind speziell Vögel dazu in der Lage, Fett unmittelbar in Energie für ihren bewegten Tagesablauf umzuwandeln.

Es ist falsch, dass Wildvögel jetzt keine Nahrungsunterstützung benötigen: Richtig ist vielmehr, dass sie im Sommer sogar einen höheren Energiebedarf haben als im Winter, wenn Sie mehr Stunden des Tages ruhen und nur sich selbst versorgen müssen.

Ein jeder Sonntagsspaziergang mit offenen Augen zeigt doch, was draußen in der sogenannten „freien Natur“ Sache ist.

Tatsächlich findet man kaum noch Wildkräuter: Ackerstiefmütterchen und Stolzer Heinrich, Ackergauchheil und Feldrittersporn sind für den Spaziergänger ebenso wenig zu entdecken, wie die dazugehörigen Insekten von den Wildvögeln.

Um bis zu 30 Prozent haben Insektenpopulationen in Deutschland mancherorts abgenommen: Ornithologen warnen, dass selbst bisherige Allerweltsvögel wie Haussperlinge [und noch mehr die Feldsperlinge] dramatisch in ihren Populationen zurückgehen.

Wie andere Finkenvögel auch, ziehen sie ihre Jungen zunächst mit Insekten und danach mit vorverdauten Wildkrautsamen auf.

Was wir tun können

Das Problem ist komplex und vielschichtig. Heruntergebrochen auf das eigene Handeln aber können Vogelfreunde dennoch bei sich vor Ort das Richtige tun.

Gartenpflanzen etwa, vom schmucken Strauch bis zur naturnahen Staude, lassen sich so auswählen, dass sie ihren Part in der Nahrungskette des Gartens einnehmen.

Brachflächen wie ein aufgegebener Nutzgarten müssen nicht zwingend mit Rasen eingesät werden.

Kunterbunte Saatgutmischungen ermöglichen es inzwischen jedermann, Blütenflächen für Insekten und Vögel zu schaffen, die Monate lang schön sind und obendrein einen üppig gedeckten Gartentisch für die emsigen Flattermänner bedeuten.

Die Sorge, dass Gartenvögel bei Fütterung im Sommer durch den Menschen gerade den Jagdtrieb verlieren, ist daneben unbegründet.

Fakt ist vielmehr, dass sie bei besserem Nahrungsangebot vitaler und gesünder sind, mehr Bruten erfolgreich hochbringen und gestärkter in die Winterquartiere fliegen oder in die Winterruhe wechseln. [GPP, Welzhofer Foto]

 

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